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/ 13.08.2015
Andreas Kötzing / Francesca Weil / Mike Schmeitzner / Jan Erik Schulte (Hrsg.)

Vergleich als Herausforderung. Festschrift für Günther Heydemann zum 65. Geburtstag

Göttingen u. a.: Vandenhoeck & Ruprecht 2015 (Schriften des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung 57); 342 S.; geb., 69,99 €; ISBN 978-3-525-36969-2
Vergleichende Methoden erfreuen sich nicht nur in der Politikwissenschaft einiger Beliebtheit, auch in der Geschichtswissenschaft werden sie häufig angewandt. An der Schnittstelle beider Disziplinen bewegen sich die Beiträge des Bandes. Dieser ist dem Leipziger Professor für Neuere und Zeitgeschichte und Direktor des Dresdener Hannah‑Arendt‑Instituts für Totalitarismusforschung Günther Heydemann als Festschrift gewidmet. Die mit dem Totalitarismusbegriff verbundenen Debatten besonders um ein Für und Wider des Diktaturvergleichs werden dabei eher implizit aufgegriffen. Explizit gewidmet ist ihnen nur der Aufsatz von Detlef Schmiechen‑Ackermann, dem Direktor des Hannoveraner Instituts für Didaktik der Demokratie. Er stellt dabei fest, „dass die Denkfigur des ‚Totalitarismus‘ eben beides war: ein in seinen zahlreichen Varianten unterschiedlich valides wissenschaftliches Analyseinstrument und zugleich ein wissenschaftlicher Kampfbegriff in Zeiten des Kalten Krieges“ (54 f.). Vor dem Hintergrund der Kontroversen um eine vergleichende Analyse einzelner Politik‑ und Gesellschaftsfelder des Hitler‑Regimes und der DDR ist Schmiechen‑Ackermann darin zuzustimmen, „dass die ins Feld geführten methodologischen wie politischen Befürchtungen [eines solchen Vergleichs] in der Regel nicht eingetroffen sind“ (57). Die anderen Beiträge orientieren sich entsprechend weitgehend entlang der Achse der staatlichen Entwicklung Deutschlands im 20. Jahrhundert nach dem Ersten Weltkrieg – Weimarer Republik, NS‑Diktatur, Mit‑/Nebeneinander und Vereinigung von Bundesrepublik und DDR. Vergleichende Aspekte kommen dabei in unterschiedlicher Ausprägung zum Tragen. Christopher Beckmann etwa kontrastiert die Lebensläufe von Wilhelm Pieck und Konrad Adenauer – beide 1876 geboren, nach 1945 beziehungsweise 1949 dann jeweils führende politische Vertreter eines der beiden deutschen Teilstaaten. Während erstgenannter Politiker jedoch weitgehend auf Repräsentationsaufgaben beschränkt blieb, konnte zweitgenannter „die Bundesrepublik nachhaltig präg[en] und etwa außenpolitisch auf völlig neue Gleise setz[en]“ (215). Udo Wengst betrachtet die wirtschaftliche Entwicklung der Bundesrepublik im Vergleich mit anderen großen europäischen Staaten wie Italien und Frankreich – in diesen Ländern waren in den 1950er‑Jahren Wachstumsraten zu verzeichnen, die zur Etikettierung als sogenanntes Wirtschaftswunder führten.
{MUN}
Rubrizierung: 1.32.3122.3142.3152.254.1 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Andreas Kötzing / Francesca Weil / Mike Schmeitzner / Jan Erik Schulte (Hrsg.): Vergleich als Herausforderung. Göttingen u. a.: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/38754-vergleich-als-herausforderung_47364, veröffentlicht am 13.08.2015. Buch-Nr.: 47364 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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