/ 03.06.2013
Wolfgang Welsch
Vernunft. Die zeitgenössische Vernunftkritik und das Konzept der transversalen Vernunft
Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1996; 983 S.; 39,80 DM; ISBN 3-518-28838-5Welsch unternimmt den anspruchsvollen Versuch, auf dem Boden moderner Vernunftkritik die Theorie einer "transversalen Vernunft" zu erarbeiten. Der Grundgedanke dieser transversalen Vernunftkonzeption beruht auf der Auffassung, "daß Rationalität einer Vernunft der Übergänge bedarf und daß die Tätigkeit der Vernunft sich wesentlich auf Rationalität bezieht" (763). Welsch will den modernen Pluralismus divergierender Rationalitätsbegriffe nicht leugnen, sondern durch die Konzeption einer Vernunft versöhnen, die im wesentlichen Übergänge zwischen verschiedenen Rationalitätsparadigmen ermöglicht. "Gerechtigkeit als neue Leitidee der Vernunft" (vgl. 698-715) soll vermittelnd darauf verpflichten, daß sich die "Anwaltschaft der Vernunft für Wahrheit im Ganzen [...] unter Pluralitätsbedingungen in der Idee der Gerechtigkeit" (701) erfüllt. Unbeschadet der Plausibilität dieses Entwurfes einer Perspektive "rationaler Gerechtigkeit", die Welsch im zweiten Hauptteil seines Buches (427-949) entwirft, kann der erste Teil (53-424) als eigenständiger Versuch einer Typologie der philosophischen Vernunftkritik seit 1945 gelesen werden, der die Ansätze von Horkheimer und Adorno, Habermas, Heidegger, Foucault, Glucksmann, Vattimo, Rorty, Derrida, Lyotard, Deleuze, Goodman und Wittgenstein ausgiebig diskutiert und systematisch zuordnet.
Julia Schmidt-Häuer (JSH)
Dr., Referentin im wissenschaftlichen Dienst der SPD-Bürgerschaftsfraktion in Bremen.
Rubrizierung: 5.4
Empfohlene Zitierweise: Julia Schmidt-Häuer, Rezension zu: Wolfgang Welsch: Vernunft. Frankfurt a. M.: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/1247-vernunft_1360, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 1360
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Dr., Referentin im wissenschaftlichen Dienst der SPD-Bürgerschaftsfraktion in Bremen.
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