/ 04.06.2013
Udo Ulfkotte
Verschlußsache BND
München/Berlin: Koehler & Amelang 1997; 367 S.; 2. Aufl.; geb., 48,- DM; ISBN 3-7338-0214-4Ulfkotte hat längere Zeit beim BND recherchieren können und dabei nach eigenen Aussagen nicht nur Gespräche geführt, sondern auch zahlreiche Dossiers eingesehen. Der Autor geht davon aus, daß der BND mehrfach versucht habe, sein nicht autorisiertes Manuskript in die Hände zu bekommen. Darüber hinaus berichtet er, die amerikanische NSA habe, während er im Internet surfte, Kopien einiger Kapitel unbemerkt von seinem Computer gezogen.
In seiner "kleinen Geschichte der Spionage" greift der Autor weit zurück in die Geschichte. Ulfkotte schildert konkrete Einzelfälle als Beispiele für Fehleinschätzungen, Scheinerfolge sowie tatsächliche Leistungen verschiedener Geheimdienste. Im folgenden Kapitel stellt er die Abteilungen des BND und deren Aufgaben vor. Dabei weist er auf die geringe Ausprägung von Transparenz im BND hin, als Beleg dient unter anderem die Abteilung für technische Aufklärung, die versucht, technische Fähigkeiten sehr weitgehend zu leugnen, auch wenn entsprechende Produkte, wie zum Beispiel Spracherkennungs-Software, bereits im freien Handel erhältlich sind. Das dritte Kapitel bietet eine Fülle von Informationen zu konkreten Ländern und Politikbereichen, in denen der BND tätig wurde und wird. Dabei zitiert Ulfkotte auch aus Unterlagen, die er in Pullach lesen konnte.
Merkwürdig ist, daß der Autor an einigen Stellen Ereignisse schildert, von denen er selbst sagt, sie dürften auf keinen Fall bekannt werden. Andererseits berichtet er unter der Überschrift "Geheimwissen des BND" auch über Vorfälle, die bereits in anderen Medien zu lesen waren. Des weiteren verliert er über die problematischen Seiten der Aufgabenerweiterung des BND, die auch eine Überschneidung von Kompetenzen des BND mit BKA und Bundesamt für Verfassungsschutz und MAD bedeutet, kaum ein Wort. Ulfkotte kommentiert die Tätigkeit des BND in den seltensten Fällen kritisch, den politischen Informationen schenkt er uneingeschränkt Glauben.
Inhaltsübersicht: I. Kleine Geschichte der Spionage: Das zweitälteste Gewerbe der Welt; Vorläufer des BND - die Organisation Gehlen. II. Innenansichten des BND: Die Spionageschule; Die Abteilungen; Agenten im Einsatz: Die operative Aufklärung; Die technische Aufklärung; Das Herz des Dienstes: Die Auswertung; Die Verwaltung; Sicherheitsfragen; Entwicklungsschmiede: Abteilung VI; Die Parlamentarische Kontrollkommission; Im Kreuzfeuer der Kritik: Waffengeschäfte des BND. III. Das Geheimwissen des BND: Der internationale Waffenhandel; Die organisierte Kriminalität; Ausländerextremismus; Regionalstudien des BND; Industriespionage; Helmut Szimkus: Geständnis eines Spions; Epilog. IV. Gastbeiträge: Heribert Hellenbroich: Wirtschaftsspionage - eine Aufgabe des BND? (324-333); Gad Shimron: Die Zusammenarbeit zwischen BND und Mossad (334-348).
Julia von Blumenthal (JB)
Prof. Dr., Institut für Sozialwissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin.
Rubrizierung: 2.324 | 4.21 | 4.2
Empfohlene Zitierweise: Julia von Blumenthal, Rezension zu: Udo Ulfkotte: Verschlußsache BND München/Berlin: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/4515-verschlusssache-bnd_6332, veröffentlicht am 25.06.2007.
Buch-Nr.: 6332
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Prof. Dr., Institut für Sozialwissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin.
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