/ 28.11.2013
Christopher Daase / Stefan Engert / Julian Junk (Hrsg.)
Verunsicherte Gesellschaft – überforderter Staat. Zum Wandel der Sicherheitskultur
Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2013; 391 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-593-39873-0Es handelt sich bei diesem Band um die zweite Publikation im Rahmen des an der Goethe‑Universität Frankfurt durchgeführten und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsprojektes „Sicherheitskultur im Wandel“. Während im ersten Band begriffliche und methodologische Aspekte des Konzeptes der Sicherheitskultur vorgestellt wurden (siehe Buch‑Nr. 42567), diskutieren die Autoren nun Dilemmata demokratischer Sicherheitspolitik in unterschiedlichen Politikfeldern. In der Perspektive eines erweiterten Sicherheitsbegriffs, für den Sicherheitsbedrohungen nicht einfach objektiv vorhanden sind, sondern „zumindest teilweise durch gesellschaftliche Normen und Praktiken intersubjektiv konstruiert“ (12) werden, ergeben sich die Schwierigkeiten im Umgang mit Unsicherheiten vor allem aus zwei Faktoren. Zum einen leisten verbreitete Verfahren der Risikokalkulationen nur vordergründig eine objektive Berechenbarkeit von Bedrohungen, weil die Angaben über sowohl Eintrittswahrscheinlichkeit als auch Schadenshöhe letztlich auf politischen Entscheidungen beruhen. Zum anderen ist die Grenze zwischen auf Expertise basierender objektiver und subjektiver Sicherheit, die sich aus den Gefahrenwahrnehmungen der Laien speist, unscharf. Bei beiden handelt es sich um eigenständige Formen der Risikoperzeption, die jeweils spezifischen Rationalitäten folgen. Die Autoren diskutieren diese Aspekte exemplarisch an sechs Feldern mit sicherheitspolitischer Relevanz: Terrorismus, Cybersecurity, gesundheitliche Risiken, Energiesicherheit, Wirtschafts‑ und Finanzrisiken sowie menschliche Sicherheit. In vielen Fällen – besonders prägnant im Gesundheitsbereich – wird dabei deutlich, dass die Definition von Sicherheit aus einem Aushandlungs‑ und Kommunikationsprozess hervorgeht, an dem höchst unterschiedliche Akteure mit je eigenen Interessen beteiligt sind. Zur Konzeption des Bandes gehört ein interdisziplinärer Zugang zum Thema, darüber hinaus sind auch Akteure außerhalb des Wissenschaftsbetriebs beteiligt worden – fast ein Drittel der Beiträge stammt von Expertinnen und Experten aus dem Praxisfeld.
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.2 | 2.22 | 4.41 | 4.44 | 4.45 | 3.5 | 2.261 | 2.341 | 2.343
Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Christopher Daase / Stefan Engert / Julian Junk (Hrsg.): Verunsicherte Gesellschaft – überforderter Staat. Frankfurt a. M./New York: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36447-verunsicherte-gesellschaft--ueberforderter-staat_43969, veröffentlicht am 28.11.2013.
Buch-Nr.: 43969
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Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
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