Diss. Heidelberg; Erstgutachter: F. Fulda. - Die normativen Grundlagen der kritischen Gesellschaftstheorie der Frankfurter Schule wurden in wichtigen Abschnitten in Auseinandersetzung mit Kants praktischer Philosophie entwickelt. In seiner Untersuchung der Kant-Interpretation Horkheimers in den Jahren 1931 - 1943 zeigt der Autor, daß Horkheimer in seine ideologiekritische Auseinandersetzung mit Kant die normative Kritik nicht-kantischer Gesellschaftsutopien hat einfließen lassen und die Frankfurter Schule damit von "politisch-utopischen Vorstellungen" (13) geleitet war. Die sehr differenzierte Untersuchung arbeitet zunächst die ideologiekritischen Prämissen der Kantkritik Horkheimers heraus. Im zweiten Untersuchungsschritt werden die die Kritik bestimmenden Momente einer "Planstaatsutopie" dargelegt und ideengeschichtlich verortet. In den beiden zentralen Kapiteln wird dann gezeigt, welche einzelnen Elemente die Interpretation der Rechtsphilosophie und der Geschichtsphilosophie Kants durch Horkheimer bestimmten. Ergebnis ist nicht nur der Aufweis einzelner Defizite der Interpretation (z. B. 158), sondern der "düstere Befund", daß "von einer echten Aufhebung der liberalen wie demokratischen Menschenrechtsinterpretation Kants in Horkheimers eindimensionaler Sozialstaatsutopie" nicht die Rede sein könne (243). Daß diese - verfehlte - Kantinterpretation keineswegs das letzte Wort der Frankfurter Schule zu Kant war, ja daß sich an den Wandlungen der Einstellung zu Kant Wandlungen der Schule selbst ablesen lassen, legen die abschließenden Bemerkungen (245-250) sowie der angehängte Exkurs (251-263) nahe, in dem die diskursethische und demokratietheoretische Interpretation durch Habermas und Ingeborg Maus als "Antithese zur ideologiekritischen Deutung Horkheimers" (16) gewürdigt werden.