Vergleiche sind angesichts so unterschiedlicher Systeme, wie sie gerade die Verwaltungen in europäischen Ländern darstellen, nicht einfach. Doch die Autoren fordern „Mut zur Abstraktion“ (264) und unternehmen in ihrem didaktisch klug strukturierten Lehrbuch einen gelungenen Versuch, in die politologische Verwaltungswissenschaft einzuführen. Sie bieten nicht nur eine Aneinanderreihung von einzelnen Länderberichten, sondern schaffen anhand von sechs Staaten (kontinental‑napoleonisch: Frankreich und Italien; kontinental‑föderal: Deutschland; skandinavisch: Schweden; angelsächsisch: Vereinigtes Königreich; mittel‑osteuropäisch: Ungarn) tatsächlich eine Gegenüberstellung von europäischen Verwaltungskulturen und ‑traditionen. Neben einem Überblick über die Theorien und Analyseansätze liegt das Hauptaugenmerk des Buches auf den Verwaltungsreformen der vergangenen Jahrzehnte. Dezentralisierung und Territorialreformen werden ebenso behandelt wie Privatisierung und New Public Management. Obwohl sich das Lehrbuch, das aus einem Studiengang an der Fernuniversität Hagen hervorgegangen ist, vor allem an Studierende richtet, ist es gerade in der Zusammenfassung und Bewertung der Reformstrategien auch für andere politikwissenschaftlich interessierte Leser spannend. Denn die Autoren analysieren konzis die Privatisierung von Staats‑ und Kommunalbetrieben, machen deren endo‑ und exogene Faktoren aus und erläutern schließlich Gegenstrategien. Die zu kritisierenden Auslassungen sind als Anregung für die nächste Auflage zu verstehen: Eine ausführliche Darstellung bürgerlicher Beteiligungsformen wie etwa der „partizipativen Budgets“ wäre ebenso interessant gewesen wie eine Auseinandersetzung mit der Privatisierung ministerieller Legistik und der Auslagerung von Rechtsetzung an Anwaltsfirmen.