/ 22.06.2013
Rainer Klump / Miloš Vec (Hrsg.)
Völkerrecht und Weltwirtschaft im 19. Jahrhundert
Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2012 (Studien zur Geschichte des Völkerrechts 26); VII, 271 S.; brosch., 69,- €; ISBN 978-3-8329-6982-0Das Völkerrecht und die Weltwirtschaft befinden sich in einem komplexen Verhältnis, wobei die Wechselwirkungen immer mehr zunehmen. Dass das Zusammenspiel dieser beiden Bereiche schon im 19. Jahrhundert äußerst vielschichtig und von Ambivalenzen geprägt war, belegt dieser Sammelband, der der Internationalisierung der Ökonomie aus völkerrechts- und wirtschaftsgeschichtlicher Sicht gewidmet ist. Die Herausgeber leiten das Werk ein, indem sie knapp auf die wechselnde Aufmerksamkeit und Einschätzung des Zusammenhangs von Völkerrecht und Weltwirtschaft sowohl aus der ökonomischen als auch aus der völkerrechtlichen Perspektive eingehen. Verallgemeinert lässt sich danach feststellen, dass erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Bedeutung des Wirtschaftsvölkerrechts zunahm. Die Bewertungen schwankten dabei zwischen einerseits der schon bei Kant hervorgehobenen friedensstiftenden Funktion des Handels und andererseits Ideen, die die Weltwirtschaft mit Imperialismus und Kolonialismus verbanden. Die weiteren Beiträge sind drei Teilen zugeordnet. Im ersten Teil werden die zwischenstaatlichen Handelsregulierungen innerhalb der Ordnung der Weltwirtschaft im 19. Jahrhundert betrachtet. So zeichnet Bertram Schefold in einer ideengeschichtlichen Studie den unterschiedlichen Stellenwert nach, der dem Freihandel in wirtschaftstheoretischen Debatten z. B. bei Friedrich List und John Prince-Smith in Deutschland zugesprochen wurde. Im zweiten Teil geht es in drei Artikeln um Handelsverträge und ihre Effekte in den außereuropäischen Regionen Asien und Lateinamerika, während der dritte Teil dem Zusammenhang von Wirtschaftsbeziehungen und internationalen Konflikten gewidmet ist. Darin erörtert Oliver Eberl die Dialektik des Abolitionismus. Sie ergebe sich daraus, dass die Abschaffung des Sklavenhandels Europa als moralische Errungenschaft zugleich die Rechtfertigung einer „koloniale[n] Praxis“ (196) in Afrika ermöglicht und letztlich durch eine Mitleidsethik zu einem paternalistischen Kolonialismus geführt habe.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.1 | 4.43 | 2.311 | 2.65 | 2.68
Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Rainer Klump / Miloš Vec (Hrsg.): Völkerrecht und Weltwirtschaft im 19. Jahrhundert Baden-Baden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/35537-voelkerrecht-und-weltwirtschaft-im-19-jahrhundert_42868, veröffentlicht am 06.12.2012.
Buch-Nr.: 42868
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Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
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