/ 06.06.2013
Manfred Hettling (Hrsg.)
Volksgeschichten im Europa der Zwischenkriegszeit
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2003; 372 S.; kart., 28,90 €; ISBN 3-525-36273-0Trotz des erfolgreichen Exports des Begriffes in nahezu alle Kulturen der Welt gibt es bisher keine Theorie des Volkes. Als historisches Phänomen lässt sich das Volk aber über den soziologischen Begriff der Vergemeinschaftung durchaus konzeptionell greifen. Dies, so der Herausgeber weiter, sei in den entsprechenden nationalen Kontexten sehr unterschiedlich geschehen, bisher aber nie zum Gegenstand vergleichender Forschung geworden. Der Band soll einen ersten Beitrag dazu leisten, diese Lücke zu schließen. Im Rückgriff auf die Topoi und Begründungsmuster, die u. a. Max Weber idealtypisch als Quellen für das Zusammengehörigkeitsgefühl von Völkern herausgearbeitet hat, erkennt Hettling - trotz der jeweils unterschiedlichen Ausprägungen - eine verallgemeinerbare „Matrix von Konstellationen" (35), auf deren Basis Volksgeschichte als ein gesamteuropäisches Phänomen begriffen werden kann, das auch den Vergleich zulässt.
Aus dem Inhalt:
Manfred Hettling:
Volk und Volksgeschichten in Europa (7-37)
Jörg Fisch:
Das Volk im „Völkerrecht". Staat, Volk und Individuum im internationalen Recht am Ende des Ersten Weltkrieges (38-64)
Willi Oberkrome:
Entwicklungen und Varianten der deutschen Volksgeschichte (1900-1960) (65-95)
Moshe Zimmermann:
Volk und Land - Volksgeschichte im deutschen Zionismus (96-119)
Christian Jansen:
Warum es in Italien keine Volksgeschichte wie im „Dritten Reich" gab: Zum Verhältnis von Geschichtswissenschaft und faschistischem Regime (120-146)
Lutz Raphael:
Zwischen Agrarromantik und empirischem Rationalismus. Wege der französischen Siedlungsgeographie und Agrargeschichte (1880-1945) (147-172)
Bo Stråth:
Integration von links. Historische Bedingungen der „Volksgeschichte" in Schweden (173-204)
Anna Veronika Wendland:
Volksgeschichte im Baltikum? Historiographien zwischen nationaler Mobilisierung und wissenschaftlicher Innovation in Estland, Lettland und Litauen (1919-1939) (205-238)
Jan M. Piskorski:
Volksgeschichte à la polonaise. Vom Polonozentrismus im Rahmen der sogenannten polnischen Westforschung (239-271)
Peter Haslinger:
Nationalgeschichte und volksgeschichtliches Denken in der tschechischen Geschichtswissenschaft 1918-1938 (272-300)
Holm Sundhaussen:
Serbische Volksgeschichte. Historiker und Ethnologen im Kampf um Volk und Raum vom Ende des 19. bis zum Ende des 20. Jahrhunderts (301-325)
Reinhard Blänkner:
Nach der Volksgeschichte. Otto Brunners Konzept einer „europäischen Sozialgeschichte" (326-366)
Thomas Nitzsche (TN)
M. A., Fachreferent für Politikwissenschaft, Soziologie und Wirtschaftswissenschaft an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek in Jena (ThULB).
Rubrizierung: 2.23 | 2.31 | 2.61 | 2.62
Empfohlene Zitierweise: Thomas Nitzsche, Rezension zu: Manfred Hettling (Hrsg.): Volksgeschichten im Europa der Zwischenkriegszeit Göttingen: 2003, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/8877-volksgeschichten-im-europa-der-zwischenkriegszeit_23198, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 23198
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M. A., Fachreferent für Politikwissenschaft, Soziologie und Wirtschaftswissenschaft an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek in Jena (ThULB).
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