/ 04.06.2013
Friedrich Balke / Benno Wagner (Hrsg.)
Vom Nutzen und Nachteil historischer Vergleiche. Der Fall Bonn - Weimar
Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 1997; 257 S.; kart., 68,- DM; ISBN 3-593-35840-9Resultate einer Tagung, die 1993 in Siegen stattgefunden hat und an der überwiegend Literaturwissenschaftler und Historiker beteiligt waren. Die Einleitung nennt den methodologischen Ansatz: "Der elementare Prozeß historischer Ereignissynthese wird ganz maßgeblich von 'poetischen' bzw. diskursiven Energien gespeist. Und was die historischen Vergleiche betrifft, so läßt sich sagen, daß sie eine bereits vorwissenschaftliche Selbstbezüglichkeit des Historischen dokumentieren: die Geschichte operiert bereits in ihren elementaren Vollzügen autoreferentiell. Die Geschichtswissenschaft trifft mithin nicht auf 'die' Geschichte, sondern auf einen Gegenstand, der sich ihr bereits in einer 'spontanhistoriographischen' Form präsentiert, eine Spontanhistoriographie, die ihrerseits in einem diskursiven Austauschprozeß mit der elaborierten Spezialhistoriographie steht, der sie Anschauungsformen, Bilder und Argumente leiht und entnimmt." (7 f.) Historisches Wissen besitze mithin, sei es zünftig, sei es spontanhistoriographisch, diskursiven Charakter und applikative Potenz (8). Es soll allerdings nicht verschwiegen werden, daß der Sprachduktus einiger Beiträge (etwa Mommsen, Bialas) deutlich weniger postmodern und damit für viele Politikwissenschaftler sicherlich besser verständlich ist.
Inhalt: I. Dimensionen historischen Vergleichens: Friedrich Balke / Benno Wagner: Einleitung. Historische Vergleiche - Umrisse eines Forschungsprogramms (7-33); Jacques Rancière: The Trouble with Ana (35-49); Hans Ulrich Gumbrecht: Aus der Geschichte lernen? Nach dem Ende eines histori(ographi)schen Paradigmas (51-80). II. Weimar - Bonn - Berlin: Gérard Raulet: "Ausnahme Weimar" - Das Janusgesicht der Moderne (81-109); Hans Mommsen: Die Weimarer Republik und die Bundesrepublik nach der Wende ... (111-124); Dietmar Schirmer: Ist Bonn Weimar ist Berlin? Die Weimarer Republik als symbolisches Dispositiv der deutschen Nachkriegsdemokratien ... (125-146); Wolfgang Bialas: Weimar in der DDR. Von der Faszination des historischen Traumas... (147-168). III. Homogenität - Identität - Normalität: Manfred Gangl: Homogenität und Heterogenität. Zu den staatsrechtlichen Positionen von Rudolf Smend, Hermann Heller und Carl Schmitt (169-189); Ute Gerhard: "Zerstreuung - "Verdichtung" - "Konzentration". Die symbolische Konstituierung von Wanderungsbewegungen in der Weimarer Republik (191-213); Martin Rass: Mediensymbolik und nationale Identität in Hugenbergs Streiflichtern (215-233); Jürgen Link: Von Karl Kraus zu Rainald Goetz: zwei Stadien der Medienkritik - zwei Stadien des Normalismus? (235-255).
Michael Dreyer (MD)
Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.31
Empfohlene Zitierweise: Michael Dreyer, Rezension zu: Friedrich Balke / Benno Wagner (Hrsg.): Vom Nutzen und Nachteil historischer Vergleiche. Frankfurt a. M./New York: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/3980-vom-nutzen-und-nachteil-historischer-vergleiche_5658, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 5658
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Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
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