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/ 11.12.2014
Reinhart Koselleck

Vom Sinn und Unsinn der Geschichte. Aufsätze und Vorträge aus vier Jahrzehnten. Hrsg. von Carsten Dutt

Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2014 (suhrkamp taschenbuch wissenschaft 2090); 388 S.; 20,- €; ISBN 978-3-518-29690-5
Die Aufsatzsammlung enthält sowohl bereits verstreut publizierte als auch ungedruckte Texte des 2006 verstorbenen Historikers Reinhart Koselleck. Diese sind entsprechend ihres Inhalts drei Rubriken zugeordnet: Unter dem Stichwort „Theorieskizzen“ finden sich Arbeiten, die das Bild von Koselleck als einem nicht nur praktisch arbeitenden Historiker, sondern als philosophischem Kopf vervollständigen, der die wissenschaftstheoretischen Grundlagen der Historik gelegt hat. In dem Text „Vom Sinn und Unsinn der Geschichte“ (9 ff.) geht Koselleck der Frage nach, ob und inwiefern Geschichte ein Sinn zugemutet werden kann beziehungsweise darf. Entgegen geschichtsphilosophischer Sinnsuche und ‑verwaltung tendiert er dazu, die Sinnlosigkeit der Geschichte zu begründen. Hierbei dürfte es sich um ein lebenslang virulentes Problem handeln, das ihn seit seiner Dissertation „Kritik und Krise“ umtreibt. Dazu gehört ferner der bereits als Klassiker geltende Aufsatz „Wozu noch Historie?“ (32 ff.), in dem Koselleck auf die Theoriebedürftigkeit der Geschichte eingeht, was zugleich als Aufruf zum interdisziplinären Forschen verstanden werden muss. Unter der Rubrik „Zeitbilder“ finden sich Texte zum 19. Jahrhundert, das besonders im Denken der Zeitgenossen als Übergangszeit wahrgenommen wird, zum Liberalismus als einer Geschichte des Sich‑Verzehrens, der in dem Moment an Stoßkraft und Einfluss verliert, in dem seine Forderungen erfüllt werden, und zum Zeitalter des Totalitarismus, an dessen Ende sich Koselleck an einer Prognose zukünftiger Problemfelder versucht – dem zwischen globaler Marktwirtschaft und der weltweiten Durchsetzung von Menschenrechten sowie der Unabdingbarkeit regionaler Integration. Abschließend finden sich Porträts berühmter Dichter und Denker, die auf ihr Geschichtsbewusstsein hin untersucht werden; so beschreibt er Goethes Denken als ein nicht‑teleologisches, was ihn zum unzeitgemäßen Zeitgenossen der Formation der Geschichtsphilosophien macht. Daran knüpfen Erinnerungen an Zeit‑ und Weggenossen Kosellecks an – beispielsweise Werner Conze, Hans‑Georg Gadamer oder François Furet.
{PS}
Rubrizierung: 2.312.355.46 Empfohlene Zitierweise: Patrick Stellbrink, Rezension zu: Reinhart Koselleck: Vom Sinn und Unsinn der Geschichte. Frankfurt a. M.: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/37881-vom-sinn-und-unsinn-der-geschichte_45657, veröffentlicht am 11.12.2014. Buch-Nr.: 45657 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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