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/ 03.06.2013
Thomas Mohrs

Vom Weltstaat. Hobbes' Sozialphilosophie, Soziobiologie, Realpolitik

Berlin: Akademie Verlag 1995 (Politische Ideen 2); XXXVI, 464 S.; 84,- DM; ISBN 3-05-002681-2
Diss. Passau. - Die Aktualität Hobbes' ist in der politischen Theorie ein Allgemeinplatz, aber die Lesart von Mohrs ist neu: Der Autor reflektiert die anthropologischen Prämissen des englischen Staatsphilosophen vor dem Hintergrund moderner Grundlagen der Soziobiologie, dem naturwissenschaftlichen Versuch, Verhalten lebender Organismen, hier des Menschen, mittels der Darwinschen Evolutionstheorie zu erklären. Dadurch ergeben sich Korrekturen an verschiedenen Elementen der Hobbesschen Philosophie, insbesondere am Bild des Menschen als egoistischem Einzelkämpfer, das zugunsten seiner natürlichen Kleingruppen-Bezogenheit als "ungeselliges geselliges" Wesen à la Kant neu interpretiert wird. Das Ziel des Ansatzes von Mohrs besteht darin, die staatsbegründende Philosophie von Hobbes empirisch abzustützen und zu einer naturalistischen Ethik auszubauen. Sie soll Antworten auf existentielle Probleme der Gegenwart geben, die als Hobbesscher Naturzustand des Kampfes der Leviathane untereinander (257 ff.) charakterisiert wird, ohne den Menschen in seinem Menschsein ("Ethik gegen die Gene", 137 f.) zu überfordern oder in idealistischen Appellen zu verharren. Daß sich der Autor den Problemen einer naturalistischen Ethik stellt - z. B. naturalistischer Fehlschluß (108 ff.), Relativismus (120 f.), Reduktionismus (72 ff.) - macht neben der Originalität des Ansatzes den Wert der Arbeit aus.
Oliver Lembcke (OL)
Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 5.32 Empfohlene Zitierweise: Oliver Lembcke, Rezension zu: Thomas Mohrs: Vom Weltstaat. Berlin: 1995, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/1277-vom-weltstaat_1403, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 1403 Rezension drucken
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