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/ 22.06.2013
Franz Walter / Stine Marg

Von der Emanzipation zur Meritokratie. Betrachtungen zur 150-jährigen Geschichte von Arbeiterbewegung, Linksintellektuellen und sozialer Demokratie

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2013; 160 S.; kart., 19,99 €; ISBN 978-3-525-38001-7
Was ist Meritokratie? Die Parteienforscher Franz Walter und Stine Marg formulieren dazu: „[I]n der meritokratischen Gesellschaft zählt allein die Leistung, die der Einzelne nachweislich erbringt, nicht Nobilitierungen der Vorfahren, nicht Merkmale der Herkunft, nicht Zufall, nicht Glück, auch kein göttlicher Plan. In der meritokratischen Gesellschaft beziehen diejenigen ein hohes Einkommen, die es durch ungewöhnlichen Fleiß und überdurchschnittliche Kompetenz auch verdient haben.“ (95) Aus Anlass des 150‑jährigen Jubiläums der Sozialdemokratie, aber auch vor dem Hintergrund des tiefgreifenden Wandels, den die Partei wie auch die Arbeiterbewegung insbesondere seit dem letzten sozialdemokratischen Bundeskanzler Gerhard Schröder und seiner Agenda 2010 vollzogen haben, legt das Autorenduo eine kleine Geschichte der intellektuellen Debatten und Standpunkte innerhalb der SPD vor. Dabei geht es nicht narrativ chronologisch vor, sondern sucht nach den geistigen Vätern (und wenigen Müttern) in der Arbeiterbewegung, deren inhaltlichen Angeboten an die Arbeiter und den daraus resultierenden Spannungen. Ebenso fragen Walter und Marg nach dem, was mit Gründung der Bundesrepublik von den alten Fragen (und Antworten) der Arbeiterbewegung geblieben ist. Ähnlich treibt sie das zweite große Thema der Sozialdemokratie an: Wie haben die sozialen Errungenschaften die Partei verändert? Haben die SPD und ihre Vordenker einige der Ursprungsanliegen aufgegeben? – Und mit Blick auf die Zukunft: „Hat sich die Partei der einst Entrechteten durch deren Aufstieg nicht selbst überflüssig gemacht? Oder wird sie jetzt als Schutzformation der Emporkömmlinge neu gebraucht?“ (8) Walter und Marg empfehlen, dass die SPD taktisch beweglicher und flexibler sowie strategisch raffinierter auftreten und dabei den Kern sozialdemokratischer Überzeugungen selbstbewusster bewahren sollte.
Oliver Trede (OT)
Dr. phil., Historiker/Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.312.3312.3 Empfohlene Zitierweise: Oliver Trede, Rezension zu: Franz Walter / Stine Marg: Von der Emanzipation zur Meritokratie. Göttingen: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/35803-von-der-emanzipation-zur-meritokratie_43468, veröffentlicht am 25.04.2013. Buch-Nr.: 43468 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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