/ 20.06.2013
Dimitrij N. Filippovych / Matthias Uhl (Hrsg.)
Vor dem Abgrund. Die Streitkräfte der USA und UdSSR sowie ihrer deutschen Bündnispartner in der Kubakrise
München: R. Oldenbourg Verlag 2005 (Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Sondernummer); XIV, 265 S.; brosch., 44,80 €; ISBN 3-486-57604-6In den zahlreichen Analysen zur Kubakrise, die das Bild dieses Konflikts in den letzten Jahren grundlegend gewandelt haben, stehen normalerweise die handelnden Politiker im Zentrum des Interesses. In diesem Band präsentieren deutsche und russische Historiker jedoch die neuesten Erkenntnisse über die Schlüsselrolle, die Militärs während der Krise spielten. Die Beiträge basieren auf Vorträgen, die die Autoren auf einer Fachtagung der Berliner Abteilung des Instituts für Zeitgeschichte im Oktober 2002 hielten. Es wird ein ums andere Mal deutlich, dass die Kubakrise einen Wendepunkt im Ost-West-Konflikt darstellte: Vorher hatten viele Militärs auf beiden Seiten einen Nuklearkrieg für führbar gehalten. Die Ereignisse im Oktober 1963 machten deutlich, dass das Risiko zu hoch war. Im einführenden Beitrag stellt Gerhard Wettig die These auf, dass es Chruschtschow bei der Raketenstationierung weniger um den Schutz Castros, sondern vielmehr um eine Durchbrechen der amerikanischen Eskalationsdominanz ging. Im Folgenden untersucht Harald Biermann das Verhältnis zwischen Politikern und Militärs in den USA. Auf der Basis gerade erst freigegebener russischer Akten analysieren danach drei russische Historiker die Wandlungen der strategischen Prinzipien und Einsatzmuster im Gefolge der Kuba- und Berlinkrise sowie die Rolle der strategischen Raketentruppen der UdSSR. Auch das Verhalten der Bundeswehr und der NVA wird in gesonderten Beiträgen beleuchtet. Im abschließenden Beitrag stellt Hermann-Josef Rupieper einen Zusammenhang zwischen der Kubakrise und der Tatsache her, dass die zahlreichen Ersatzkonflikte, die die Supermächte auf diversen Schauplätzen austrugen, nie zu globalen Konflikten eskalierten. Dies liege daran, dass Moskau und Washington entsprechende Lehren aus der Kubakrise gezogen hätten.
Aus dem Inhalt:
Gerhard Wettig:
Der Stillstand im Ringen um Berlin: Ein Motiv Chruschtschows für die Stationierung der Raketen auf Kuba? (1-9)
Harald Biermann:
Die Streitkräfte der USA während der Kubakrise (11-25)
Michail G. Ljoschin:
Die Streitkräfte der UdSSR zwischen Berlin- und Kubakrise: Wandlungen strategischer Prinzipien und Einsatzmuster? (27-38)
Dimitrij N. Filippovych / Wladimir I. Ivkin:
Die strategischen Raketentruppen der UdSSR und ihre Beteiligung an der Operation „Anadyr“ (1962) (39-63)
Bruno Thoß:
„Bedingt abwehrbereit“. Auftrag und Rolle der Bundeswehr als NATO-Mitglied während der Kubakrise (65-84)
Sigurd Hess:
„Eine klare und gegenwärtige Gefahr“ oder „Bedingte Abwehrbereitschaft“ am Beispiel des 3. Schnellbootgeschwaders während der Kubakrise 1962 (85-97)
Matthias Uhl:
„Jederzeit gefechtsbereit“ - Die NVA während der Kubakrise (99-119)
Hermann-J. Rupieper:
Auswirkungen der Berlin- und Kubakrise auf die Strategie der UdSSR und der USA in der weiteren Blockkonfrontation (121-131)
Walter Rösch (WR)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 4.41 | 4.2 | 2.2 | 2.62 | 2.64 | 2.313 | 2.314 | 2.65
Empfohlene Zitierweise: Walter Rösch, Rezension zu: Dimitrij N. Filippovych / Matthias Uhl (Hrsg.): Vor dem Abgrund. München: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/22435-vor-dem-abgrund_25597, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 25597
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M. A., Politikwissenschaftler.
CC-BY-NC-SA