/ 03.06.2013
Gerd Greiser
Wahrheit als Waffe. Politik und Medien der SPD im Kampf gegen die Hitler-Diktatur
Münster: Lit 1996 (Kommunikation: Forschung und Lehre 8); 348 S.; brosch., 48,80 DM; ISBN 3-8258-2534-5Diss. Münster; Erstgutachter: W. B. Lerg. - Gegenstand dieser äußerst kenntnis- und materialreichen Studie ist die Kommunikationspolitik der Exil-SPD (SOPADE, Büro des Vorstands) unter der Leitung des Vorsitzenden Otto Wels in Prag zwischen 1933 und 1938 sowie in Paris 1938 bis 1940. Untersucht werden die Exilperiodika der SPD, u. a. der "Neue Vorwärts", die "Sozialistische Aktion" oder die "Zeitschrift für Sozialismus". Der Autor stützt seine Arbeit sowohl auf die SOPADE-Exilpublikationen als auch auf bislang unveröffentlichte Materialien aus diversen Archiven. Er unternimmt eine qualitative Inhaltsanalyse und arbeitet so die kommunikationspolitischen Zielsetzungen des Exilvorstands heraus (20).
Greiser kommt zu dem Ergebnis, daß das Scheitern der SOPADE und ihrer Publizistik bereits in der Endphase der Weimarer Republik begründet war. Die Parteiführung unter Otto Wels war "überaltert, verkrustet im Denken, unentschlossen zu Aktionen und ließ oftmals moralische Führungsstärke, politische Perspektiven und somit Anziehungskraft für die Jugend vermissen" (292). Hinzu kam eine Fehleinschätzung des nationalsozialistischen Regimes und der politischen Situation, die den "rechtzeitigen Aufbau eines funktionierenden Kommunikationssystems der SOPADE" (292) verhinderte. Die Publizistik der Exil-SPD diente vor allem der Sicherung des Führungsanspruchs der Parteispitze. Es gelang der Exil-SPD nicht, der Rundfunkpropaganda der Nazis und der der Exil-KP in Moskau eine Alternative zu bieten, da sie zu sehr auf das Medium Presse setzte. Außerdem bemühte sich die SOPADE nicht, geeint mit anderen Exilgruppen gegen das Hitlerregime publizistisch vorzugehen - die Kräfte zu konzentrieren, sondern sie grenzte sich im Gegenteil von diesen ab.
Aus dem Inhalt: 2. Zur Ausgangssituation vor dem Exil: 2.1. Konstellationen und Ende der Weimarer Republik; 2.2. SPD und Presse vor dem Verbot am 22. Juni 1993; 2.3. Der Weg nach Prag. 3. Exil in der Tschechoslowakei (1933 - 1938): 3.1 Voraussetzungen für den Kampf gegen Hitler; 3.2. Die Kommunikatoren; 3.2.1. Das Hauptquartier der SOPADE; 3.2.2. Die Druckerei- und Verlagsanstalt Graphia; 3.2.3. Das Nachrichtensystem; 3.3. Wahrheit als Waffe; 3.3.1. "Neuer Vorwärts"; 3.3.2. "Der Kleine Vorwärts"; 3.3.3. Die "Zeitschrift für Sozialismus"; 3.3.4. Nachrichten-Magazin "Deutschland-Bericht"; 3.3.5. Die "Freie Presse" als Mitstreiter und Konkurrent; 3.3.6 "Deutsche Freiheit" / Saarbrücken; 3.3.7. "Deutscher Kurierdienst"; 3.3.8. Die "SOPADE-Informationen"; 3.4. Die Exil-SPD und der Rundfunk; 3.4.1. Ätherkampf gegen das NS-System; 3.4.2. Strafen für Hörer; 3.4.3. Ideologische Auseinandersetzungen; 3.5. Finanzmacht und Abhängigkeit; 3.5.1. Die Krisensitzung vom 21.5.1935; 3.5.2. SAI und Interdependenzen; 3.6. Kommunikationsbarrieren; 3.6.1. Spitzeltätigkeit der Gestapo; 3.6.2. Presse-Verbote. 4. Frankreich-Exil (1938 - 1940): 4.1.1. Übersiedlung nach Paris; 4.1.2. Asylbedingungen; 4.1.3. Arbeits- und Lebensbedingungen; 4.1.4. Der Geyer-Rinner-Konflikt (Februar 1938); 4.2. Nachrichtenquellen; 4.3. SOPADE und die "Volksfront"; 4.4.1. "Deutsche Freiheit" / Paris; 4.4.2. "Neuer Vorwärts" vor dem Ende; 4.5. Adressaten der SOPADE-Publizistik; 4.5.1. Deutschland; 4.5.2. Ausland; 4.6. Neue Rundfunkinitiativen.
Sabine Steppat (Ste)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.312 | 2.331
Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Gerd Greiser: Wahrheit als Waffe. Münster: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/1813-wahrheit-als-waffe_2088, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 2088
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