/ 22.06.2013
Linda Martina Zeiler
Was bleibt? Das politische Wirken und Vermächtnis von Dr. Fred Sinowatz
Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2011 (Beiträge zur neueren Geschichte Österreichs 27); 131 S.; geb., 24,80 €; ISBN 978-3-631-60527-1„Man muss die Menschen lieben, wenn man in der Politik ist“ (7). Dies war einer der Standardsätze des ehemaligen österreichischen Bundeskanzlers und Bundesparteivorsitzenden der SPÖ Fred Sinowatz. Nach Aussagen Gerhard Zeilers, seines ehemaligen Pressesprechers, zeichnete Sinowatz ein Wertesystem aus, bei dem der Mensch im Mittelpunkt stand und hierbei insbesondere der, dem bei Geburt nicht alles in den Schoß gefallen war und der sich anstrengen musste im Leben. Diese Grundhaltung bestimmte Sinowatz’ politische Philosophie. Die Autorin arbeitet dessen politisches Wirken differenziert auf und gibt einen umfassenden Überblick über das politische Vermächtnis von Sinowatz, der 79-jährig am 11. August 2008 in Wien verstarb. Dabei steht nicht nur seine Zeit als österreichischer Bundeskanzler und Parteivorsitzender, sondern auch seine politische Arbeit im Burgenland und seine Amtszeit von 1971 bis 1983 als Minister für Unterricht und Kunst im Mittelpunkt. Um bei der Bewertung des politischen Wirkens von Fred Sinowatz eine größtmögliche Objektivität zu gewährleisten, bezieht sich die Autorin in einem ausgewogenen Verhältnis auf Einschätzungen politischer Wegbegleiter, Stellungnahmen und Zitate von Sinowatz selbst sowie auf Einschätzungen von Oppositionsmitgliedern und unabhängiger Quellen. Als Folge der Affäre um die Wehrmachtsvergangenheit des Bundespräsidentschaftskandidaten der ÖVP Kurt Waldheim trat Fred Sinowatz 1986 vom Amt des österreichischen Bundeskanzlers zurück. Die ÖVP und ein Großteil der Österreicher hatten Sinowatz die Schuld an der Inszenierung einer internationalen Diffamierungskampagne gegen Kurt Waldheim gegeben. Für die Autorin demonstrieren die Auseinandersetzungen um die Wehrmachtsvergangenheit Waldheims jedoch in erster Linie das Fehlen einer selbstkritischen Auseinandersetzung Österreichs mit dem Erbe des Nationalsozialismus nach 1945.
Marinke Gindullis (MG)
Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 2.4 | 2.1
Empfohlene Zitierweise: Marinke Gindullis, Rezension zu: Linda Martina Zeiler: Was bleibt? Frankfurt a. M. u. a.: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/34513-was-bleibt_41450, veröffentlicht am 19.01.2012.
Buch-Nr.: 41450
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Politikwissenschaftlerin.
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