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/ 12.06.2013
Elias Bierdel / Maximilian Lakitsch (Hrsg.)

Wege aus der Krise. Ideen und Konzepte für Morgen

Wien/Berlin: Lit 2013 (Dialog: Beiträge zur Friedensforschung 63); 209 S.; brosch., 9,80 €; ISBN 978-3-643-50466-1
Nervosität angesichts einer umfassenden Krise könnte in der Tat eine treffende Beschreibung für das aktuelle Lebensgefühl auf dem Planeten sein – oder doch zumindest für die Stimmung in Europa. Das Gefühl ist keineswegs neu. Spezifisch für die gegenwärtige Situation scheint zu sein, so stellen die Herausgeber in ihrer Einleitung fest, dass zu der objektiv als bedrohlich einzustufenden globalen Lage noch „besonders handlungsunfähig erscheinende Regierungen“ (10) hinzukommen. Die Autoren versuchen vor diesem Hintergrund alternative Praktiken und Lösungen aufzuzeigen, die jenseits eines einfachen „Weiter so!“ nachhaltige Wege im Umgang mit der multiplen Krise („Hunger, Armut, Klimawandel, Schuldenkrise, Ressourcenkriege“, 187) der Gegenwart eröffnen sollen. Sie konzentrieren sich dabei auf zwei Themenfelder, die offensichtlich zentral bei der Gestaltung einer lebenswerteren Zukunft sind. Dies ist erstens eine oft wiederholte Kritik an den gegenwärtigen kapitalistischen Wirtschaftsverhältnissen und zweitens eine tiefe Unzufriedenheit an den geringen Teilhabemöglichkeiten in westlichen repräsentativen Demokratien. Beide Aspekte sind zusammengenommen Kernbestandteile der Postdemokratiedebatte (obschon der Begriff im Register nicht auftaucht), wie sie von Colin Crouch und anderen seit mehreren Jahren intensiv geführt wird. Um allerdings eine gezielte Debatte zu führen, an deren Ende tatsächlich auch ein Ergebnis steht, ist der Tagungsband der 29. Internationale Sommerakademie der Friedensburg Schlaining schlicht und einfach zu breit aufgestellt – oder einfach zu detailverliebt? Um nicht missverstanden zu werden: All die Debatten, die hier angestoßen werden, sind für sich richtig und wichtig. Doch das Manifest der Sommerakademie – also ihr Abschlussdokument – endet mit der programmatischen Einschätzung, es brauche „viel Mut, Kreativität und manchmal auch ‚Verrücktheit‘ [...], um alternative Wege aus den globalen Krisen zu finden“ (190). Da scheint dann außer einem retrospektiven „Schön, dass wir drüber gesprochen haben“ nicht viel übrig zu bleiben.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.22.223.14.435.42 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Elias Bierdel / Maximilian Lakitsch (Hrsg.): Wege aus der Krise. Wien/Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/14535-wege-aus-der-krise_43511, veröffentlicht am 16.05.2013. Buch-Nr.: 43511 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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