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/ 31.07.2014
Bertrand Michael Buchmann

Weltpolitik seit 1945

Wien/Köln/Weimar: Böhlau Verlag 2014; 288 S.; 24,90 €; ISBN 978-3-205-79530-8
Für jeden Versuch einer weltgeschichtlichen Betrachtung stellt die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Herausforderung dar. Räumlich‑geografische Beschränkungen können für diese Zeit scheinbar noch schwieriger vorgenommen werden als für das vorige Jahrhundert; die Wechselwirkungen zwischen lokalen, nationalen und internationalen Entwicklungen erfordern von einer weltpolitischen Gesamtbetrachtung dieser Epoche im gleichen Maße Abstraktion wie auch Kontextualisierung. Der Wiener Historiker Bertrand Michael Buchmann nimmt mit seinem Buch zur Weltpolitik seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs diese Herausforderung an. Ihm geht es dabei nicht darum, eine möglichst tiefschürfende und zugleich lückenlose geschichtliche Darstellung abzuliefern, sondern mit der politischen Geschichte lediglich eine Perspektive auf die Geschehnisse seit 1945 einzunehmen und dabei „das Lokale mit dem Internationalen zu kombinieren“ (7). Ausgehend von den Verhandlungen der Alliierten über die Neuordnung Europas nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, der Gründung der Vereinten Nationen und dem Beginn des Kalten Krieges gliedert Buchmann seine Betrachtung geografisch nach Kontinenten. Er widmet sich sowohl dem Aufstieg Japans, Chinas und den großen Konflikten Ostasiens als auch den südasiatischen Erzrivalen Indien und Pakistan. Neben einem Kapitel zur arabischen Welt und dem Arabischen Frühling stellt Buchmann für den Nahen und Mittleren Osten die Konflikte zwischen und um die Nachbarstaaten Iran und Irak in den Mittelpunkt der Betrachtung. Mit dem „Jahrhundertkonflikt um Palästina“ (143) behandelt er außerdem die zweite große historische Auseinandersetzung in der Region. Die Erwähnung der kriegerischen Auseinandersetzungen in Mali im Jahr 2013 und des Bürgerkriegs in Syrien zeigt, dass Buchmann seine historische Betrachtung stellenweise auf das unmittelbare Zeitgeschehen ausdehnt, was für ein historisches Werk eher ungewöhnlich ist. Der Autor widmet sich erfreulicherweise auch der Geschichte der Regionen, die häufig abseits weltgeschichtlicher Betrachtungen stehen und daher weniger Aufmerksamkeit finden: Lateinamerika und das subsaharische Afrika. Einzelne, grafisch reduzierte Karten an ausgewählter Stelle ermöglichen eine grobe geografische Orientierung. Insgesamt liefert Buchmann ein kompaktes und gut leserliches Buch ab, das in die zentralen politischen Entwicklungen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einführt und dabei dem Anspruch seines Titels, einen Überblick über die „Weltpolitik seit 1945“ zu liefern, gerecht wird.
Christian Patz (CPA)
M.A., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Institut für Sozialwissenschaften, Fachbereich Politikwissenschaft, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Rubrizierung: 4.1 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Bertrand Michael Buchmann: Weltpolitik seit 1945 Wien/Köln/Weimar: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/37351-weltpolitik-seit-1945_45445, veröffentlicht am 31.07.2014. Buch-Nr.: 45445 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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