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/ 06.06.2013
Volker Rittberger (Hrsg.)

Wer regiert die Welt und mit welchem Recht? Beiträge zur Global Governance-Forschung

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2009 (Theodor Eschenburg-Vorlesungen 4); 294 S.; brosch., 49,- €; ISBN 978-3-8329-4179-6
„Wer regiert die Welt und mit welchem Recht?“ lautete der Titel der Theodor-Eschenburg-Vorlesung 2008 von Michael Zürn an der Universität Tübingen. Zürn beschreibt ein globales Mehrebenensystem mit gegenseitigen Abhängigkeiten und netzwerkartigen Verbindungen, dessen institutionalisierte Ungleichheiten sich de facto und de jure niederschlagen. Zwar entfalteten die im System herrschenden Normen Bindungswirkung, aber es könne „nicht von einer Herrschaft des Rechts gesprochen werden, da teilweise der Regelungsgehalt und die Regelanwendung nicht dem Grundsatz der Rechtsgleichheit der staatlichen Mitglieder folgt.“ (33) Zürns Fazit: „Der Gleichheitsgrundsatz wird mithin systematisch verletzt“. (33) In der mehrstufigen Welt-Hierarchie sei die USA privilegiert, auch die anderen Veto-Staaten des UN-Sicherheitsrates könnten sich „jederzeit einer konsistenten Regelanwendung entziehen.“ (33) Zürns Vorlesung wird durch 13 weitere fundierte Beiträge zur Global Governance ergänzt. Hanns W. Maull stellt das „Weltregieren durch Großmächte“ (41) in Frage. Ohne Vertrauen, Fairness und Nachhaltigkeit gebe es keine neuen Perspektiven für eine „Trendwende weg von Machtdiffusion und wachsender Entropie in der Weltpolitik“ (53). Susanne Lütz stellt die Globalisierung der Finanzmärkte in den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen. Trotz der schweren Finanzkrise erwartet sie keine Delegation von Regulierungszuständigkeiten an supranationale Behörden. Allerdings werde sich das G-7-„Clubmodell“ (93) mit seinen privilegierten Staaten „mittelfristig nicht aufrechterhalten lassen“ (93). Weitere Themen sind u. a. „Friedensmissionen zwischen politischer und bürokratischer Logik“ (Wolfgang Seibel), der Einfluss und die Grenzen von Weltkonzernen (Hartwig Hummel) sowie historisch-kritische „Legitimationen des Weltregierens“ (Herfried Münkler). Otfried Höffe entwirft das Modell einer Ordnung, in der das Weltrecht einen Rahmen bildet, um Vielfalt und Besonderheit der Völker zu ermöglichen. Herausgeber Volker Rittberger beschreibt die Heterarchie als Ordnungsmodell globaler Governance.
Armin König (AK)
Dr., Verwaltungswissenschaftler, Bürgermeister der Gemeinde Illingen, Dozent Fachhochschule für Verwaltung (FHSV) des Saarlandes.
Rubrizierung: 4.14.434.414.32.272.2 Empfohlene Zitierweise: Armin König, Rezension zu: Volker Rittberger (Hrsg.): Wer regiert die Welt und mit welchem Recht? Baden-Baden: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/9115-wer-regiert-die-welt-und-mit-welchem-recht_38049, veröffentlicht am 10.03.2010. Buch-Nr.: 38049 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
CC-BY-NC-SA