"Der Stellenwert gesellschaftlicher Subjekte im Vermittlungszusammenhang mit den objektiven Bedingungen und den Resultaten gesellschaftlicher Praxis, des sozialen Handelns der Individuen und Gruppen rückt verstärkt ins Zentrum eines an den Grundsätzen des Marxismus geschulten Denkens über die Gesellschaft, ihre Struktur und ihre Entwicklung. Dieser Problemsituation zu genügen, ist leitendes Motiv der nachfolgenden Untersuchungen." (7) In diesem Sinn unternimmt Stiehler eine Neudarstellung marxistischer Gesellschaftstheorie, die allerdings traditionell-marxistischen Denk-, Begriffs- und Argumentationsstrukturen verhaftet bleibt. Kritik an kapitalistischen Gesellschaften wird verbunden mit einer überaus wohlwollenden Beurteilung "staatssozialistischer Gemeinwesen", die bezeichnet werden als "ein mißlungener Versuch, aus den Konflikten und Gebrechen der kapitalistischen Gesellschaft den Weg in eine dem menschlichen Wohlergehen besser dienende soziale Ordnung zu finden" (296). Schuld am Scheitern waren die "konzeptionellen Fehldispositionen" und "strukturellen Defizite" (291), die eigentlich "dem Sozialismus wesensfremd" (296) sind. So hätten "[d]ie Akteure des verflossenen Staatssozialismus [...] nicht nur dem eigenen Weg zum Sozialismus den Untergang bereitet, sondern auch künftige Wege mit schweren Hypotheken belastet und sich vor der Geschichte und der sozialistischen Idee schuldig gemacht." (291) Ein erneuter Versuch mit dem Sozialismus müßte von Anfang an unter demokratischen Vorzeichen unternommen werden. Dann wären auch "die Formen repressiver Machtausübung bei qualitativ grundlegend umgestalteten materiellen und geistig-kulturellen Bedingungen wahrscheinlich obsolet" (301 f.). Bleibt also nur noch die Aufgabe, den sozialistischen Menschen in der kapitalistischen Gesellschaft hervorzubringen.