Kelsen gehört zu den einflussreichsten Rechtstheoretikern, Staatsrechtlern und politischen Theoretikern des zwanzigsten Jahrhunderts. Die Edition der Gesammelten Werke – allein die veröffentlichten Schriften werden 29 Bände umfassen – ist nicht nur für die Rechtswissenschaft, sondern auch für die Politikwissenschaft von maßgeblichem Interesse. Herausgegeben werden die Bände von Jestaedt von der Hans Kelsen-Forschungsstelle Erlangen in Kooperation mit dem Hans Kelsen-Institut sowie einem internationalen Beraterstab. Der erste Band umfasst zunächst ein Selbstzeugnis von 1927 und eine bisher unveröffentlichte Autobiografie aus dem Jahr 1947, einen Stammbaum der Familie Kelsen sowie umfangreiches Bildmaterial. Den Hauptteil machen veröffentlichte Schriften von 1905 bis 1910 aus, die in der bisherigen Forschung vergleichsweise wenig Beachtung fanden, weil sie vor seiner bahnbrechenden Habilitation „Hauptprobleme der Staatsrechtslehre“ von 1911 publiziert wurden und dort nur bedingt das zu finden ist, was man bei Kelsen erwartet. Neben einigen Rezensionen aus dem „Archiv für Sozialwissenschaften und Sozialpolitik“, wobei von ihm zwei Schriften von Julius Hatschek besprochen werden, sind es vier Schriften, die bereits die Breite seines Interesses dokumentieren. So finden sich neben der als Student verfassten ideengeschichtlichen Arbeit über „Die Staatslehre des Dante Alighieri“ die drei rechtswissenschaftlichen Texte „Wählerlisten und Reklamationsrecht“, „Naturalisation und Heimatsberechtigung nach österreichischem Rechte“ sowie der umfangreiche „Kommentar zur österreichischen Reichsratswahlordnung“. Der Band ist glänzend editiert, mit zahlreichen Anmerkungen versehen und verfügt über ein umfangreiches Gesetzes-, Personen- und Sachregister.