Vor dem Hintergrund der Wertewandelthese untersucht die Arbeit etwaige Zusammenhänge zwischen dem feststellbaren Wertewandel und der Entwicklung der Kulturpolitik in Deutschland und Österreich. Dazu werden zunächst die Ergebnisse der Wertewandelforschung aufgearbeitet und die Schlüsselbegriffe der Kultur und Kulturpolitik bestimmt. In den empirischen Teilen stützt sich die Analyse einerseits auf die Erhebungen von Inglehart und Klages zum Materialismus / Postmaterialismus sowie die Ergebnisse der Lebensstilforschung, während die kulturpolitischen Veränderungen mit Hilfe einer Inhaltsanalyse von Programmtexten (Wahlplattformen der Parteien, Kulturpolitische Grundsatzerklärungen des Deutschen Städtetages, Kunstberichte des österreichischen Bundesministeriums für Unterricht und Kunst) untersucht werden. Die Autorin kann nachweisen, daß in der kulturpolitischen Programmatik individualistische Werthaltungen wie Autonomie, Toleranz und kulturelle Offenheit im Zeitverlauf tendenziell an Bedeutung gewonnen haben, wobei die entsprechenden Entwicklungen in der Bundesrepublik klarer zutage treten als in Österreich. Gleichzeitig wird für Deutschland eine stärkere Polarisierung des Werteprofils der einzelnen Parteien festgestellt. Den vorläufigen Höhepunkt erreichte der postmaterialistische Wandel gemäß den Ergebnissen der Studie in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre; seither sei eine Bedeutungszunahme kollektiver (nationaler) Bestimmungen von kultureller Identität zu verzeichnen.