Der engagiert argumentierende Essay bezieht Position in der Debatte um den Umgang mit dem Nationalsozialismus in der Bundesrepublik Deutschland. In groben Zügen skizziert der Autor die Entwicklung der deutschen Geschichtsschreibung zum Nationalsozialismus, die ihm weit mehr von Verdrängung als von "Aufarbeitung" geprägt scheint. Seine Intervention wendet sich namentlich gegen die Arbeiten von Ernst Nolte, Andreas Hillgruber und Rainer Zitelmann sowie gegen die Aufsatzsammlung "Die selbstbewußte Nation". Der Autor kritisiert ihr "distanzarmes Verstehen des NS-Regimes und Wahrnehmungsstörungen gegenüber den Opfern" (24). Er untersucht verschiedene Positionen der revisionistischen NS-Forschung - etwa die Umdeutung des "Dritten Reichs", die Tendenz zur Relativierung beim Vergleich des NS-Staates mit anderen totalitären Regimen, die Abwertung des Widerstandes bzw. der Möglichkeit zum Widerstand - und setzt sie zu aktuellen Strömungen der politischen Debatten in Deutschland in Beziehung, die nicht unmittelbar mit der Bewertung der NS-Vergangenheit in Verbindung stehen (z. B. die Debatte über eine "Konservative Revolution" oder die jüngste Renaissance der Carl-Schmitt-Rezeption). Der Band schließt mit einem Blick auf die "rechtskonservative Umdeutung der deutschen Geschichte" (106) im Rahmen öffentlicher (Medien-)Kampagnen, insbesondere mit Bezug auf den 8. Mai, dem Jahrestag der deutschen Kapitulation bzw. Befreiung.