Juden haben mit Sinti und Roma auf den ersten Blick wenig gemein. Der Autor zeigt jedoch auf, daß die Gesellschaft ihnen seit dem Mittelalter stets ähnliche Vorurteile entgegenbrachte und sie auf ähnlich grausame Weise verfolgte. Während der Antisemitismus in der bundesdeutschen Gesellschaft nach der nationalsozialistischen Judenverfolgung jedoch weitgehend geächtet ist, wurden der Völkermord an den Sinti und Roma lange Zeit nicht thematisiert und beide Volksgruppen bei der Wiedergutmachung benachteiligt. Die Geschichte, Funktion und Ausprägung von Antisemitismus und Antiziganismus werden in dem Buch im Sinne einer Vergleichsstudie analysiert. Der Autor verfolgt nicht nur das Ziel einer Darstellung der historischen Entwicklung beider Ideologien, sondern will gleichzeitig zu ihrer Überwindung beitragen. Fragwürdig ist jedoch, ob die beiläufige und undokumentierte Erwähnung von Umfragen, wonach der Antiziganismus in der Bundesrepublik von 51 % im Jahre 1987 auf 68 % im Jahre 1994 gestiegen ist, diesem wichtigen Ziel dient (243).