/ 05.06.2014
Federico Campagna / Emanuele Campiglio (Hrsg.)
Wofür wir kämpfen. Manifest des Radikalen Kollektivs
Hamburg: LAIKA Verlag 2013 (LAIKAtheorie); 291 S.; 21,- €; ISBN 978-3-942281-51-5„Unter dem Kapitalismus werden Entscheidungen von denen getroffen, die die wirtschaftliche Macht haben, sie sind geknüpft an Fragen des Eigentums und der Wirtschaft und dann folgt erst das politische [sic] – natürlich bedeutet folgen hier tatsächlich ‚folgen‘. Es ist eine Bevorzugung und Hierarchisierung der wirtschaftlichen Interessen Weniger gegenüber den Interessen der Mehrheit“ (105), konstatiert die Aktivistin Marina Sitrin in ihrem Beitrag für das aus einer Konferenz in London im März 2011 entstandene Manifest. Es liest sich als eine Art Hilfeschrei gegen die Auswüchse des globalen Kapitalismus und will das Suchen nach Alternativen aktiv vorantreiben. Wie kompliziert das ist, stellen die Herausgeber im Vorwort klar: Wir sind „gleichzeitig nicht in der Lage […], Methoden zu entwickeln, die nicht bloß negativ, übergreifend und konstituierend für ein autonomes, freies und demokratisches Leben wären“ (15). Dennoch versuchen sich eine Vielzahl von Autorinnen und Autoren daran, neue Wege zu beschreiben. Dabei werden viele Bereiche thematisiert: dem Wirtschaftssystem werden Alternativen gegenübergestellt, die Regierungsform wird zwischen Utopismus, ökologischer Bürgerschaft und horizontalen Kommunen‑Modellen debattiert und an der Struktur der Öffentlichkeit gerüttelt (inklusive der Nennung von Reformprogrammen für Massenmedien), die Gesellschaft wird als Ganze hinterfragt und schließlich werden konkrete Kampftaktiken theoretisch vorgestellt. Insgesamt bleibt das Werk aber im Vagen, ein roter Faden ist zwischen den sehr unterschiedlichen Beiträgen nur schwer zu erkennen. Aber nicht nur inhaltlich, auch formal eröffnen sich große Unterschiede – dubiose Internetquellen und eine streckenweise polemische Wortwahl, beispielsweise bei der Bezeichnung des Euros als „Antithese einer demokratischen Währung [von] angeblich demokratischen Regierungen“ (45), beschädigen die Qualität des Buches. So ist der thematische Anspruch hoch, aber die Resultate bleiben bescheiden. Doch „fühlen wir uns nicht allein [in dem Streben nach einem besseren Leben], selbst wenn wir es sein sollten“ (18), meinen die beiden Herausgeber.
Vincent Wolff (VW)
Student der Politikwissenschaft, Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie, Universität Bonn.
Rubrizierung: 2.2 | 2.22 | 5.42 Empfohlene Zitierweise: Vincent Wolff, Rezension zu: Federico Campagna / Emanuele Campiglio (Hrsg.): Wofür wir kämpfen. Hamburg: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/37145-wofuer-wir-kaempfen_43786, veröffentlicht am 05.06.2014. Buch-Nr.: 43786 Inhaltsverzeichnis Rezension druckenStudent der Politikwissenschaft, Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie, Universität Bonn.
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