/ 21.01.2016
Stephan Köppe
Wohlfahrtsmärkte. Die Privatisierung von Bildung und Rente in Deutschland, Schweden und den USA
Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2015 (Schriften des Zentrums für Sozialpolitik 28); 439 S.; 49,- €; ISBN 978-3-593-50272-4Diss. Bremen; Begutachtung: F. Nullmeier, H. Obinger. – In der neueren Diskussion über die Entwicklung von Wohlfahrtsstaaten wird eine Tendenz zunehmender Ökonomisierung hervorgehoben, dies allerdings vielfach lediglich auf Basis von Fallstudien. Demgegenüber setzt sich der Autor in der gekürzten Fassung seiner Dissertation systematisch mit Wohlfahrtsmärkten – also der Finanzierung und Bereitstellung von sozialpolitischen Gütern mit marktförmigen Mitteln – in einer ländervergleichenden Studie auseinander. Mit Schweden, den USA und Deutschland sind dabei, einem „diverse case design“ entsprechend, drei verschiedene Wohlfahrtsregime berücksichtigt; der Untersuchungszeitraum bezieht sich in der Hauptsache auf die Jahre von 1990 bis 2010, also jene Phase, die besonders durch den Ausbau marktförmiger Sozialprogramme gekennzeichnet ist. Methodisch beruht die Studie teils auf Zeitreihenanalysen, die sich mit dem Umfang der Vermarktlichung von Sozialpolitik quantitativ befassen, teils auf Fallstudien (Dokumentenanalyse; Expertengespräche), die die jeweilige institutionelle Einbettung der Typen von Wohlfahrtsmärkten herausarbeiten. In thematischer Hinsicht ist zweifellos ein Spezifikum der Studie, dass mit Renten‑ und Bildungsmärkten zwei Politikfelder ausgewählt werden, die einerseits schon aufgrund der damit verbundenen Ausgaben ein breites Feld sozialpolitischer Leistungen umfassen, sich andererseits aber sowohl in der Leistungsstruktur (Transfers vs. Dienstleistungen) als auch in den Konkurrenzbeziehungen zwischen privaten und öffentlichen Trägern deutlich unterscheiden. Die vergleichende Diskussion erfolgt auf Basis eines differenzierten politikwissenschaftlichen Konzeptes, das Wohlfahrtsmärkte als politisch geformte Institutionen versteht, die sich anhand der Dimensionen Finanzierung, Produktion und Wahlfreiheit typologisieren lassen. Resümierend hebt der Autor drei Befunde hervor: Im Untersuchungszeitraum ist eine Marktexpansion beobachtbar; dieser synchrone Trend führte in den Vergleichsländern aber nicht zu einer Angleichung im Umfang des Marktvolumens; die Marktexpansion erfolgte vielmehr – nicht zuletzt auf Betreiben dominanter Akteure – als Einbettung in die jeweiligen Wohlfahrtsregime.
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Rubrizierung: 2.263 | 2.61 | 2.64 | 2.2 | 2.343 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Stephan Köppe: Wohlfahrtsmärkte. Frankfurt a. M./New York: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/39276-wohlfahrtsmaerkte_47079, veröffentlicht am 21.01.2016. Buch-Nr.: 47079 Inhaltsverzeichnis Rezension druckenCC-BY-NC-SA