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/ 05.06.2013
Heiner Geißler

Zeit, das Visier zu öffnen

Köln: Kiepenheuer & Witsch 1998; 270 S.; geb., 39,80 DM; ISBN 3-462-02749-2
"Karl Feldmeyer, Bonner Redakteur der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung', hat einen seiner Leitartikel nach der Bundestagswahl mit der Überschrift versehen: 'Zeit, das Visier zu lüften'. Wenn die Menschen die CDU wieder als Volkspartei erkennen sollen, müssen sie ihr ins Gesicht sehen können. Und dann muß diese Partei über die Gründe für diese Wahlniederlage nachdenken und daraus Konsequenzen ziehen." (18) "Zeit, das Visier zu öffnen" kann als eine Fortsetzung des Buches "Gefährlicher Sieg" gelten. In letzterem analysierte Geißler die Bundestagswahl 1994; das vorliegende Buch beschäftigt sich mit den Hintergründen der für die Union verlorenen Bundestagswahl 1998. "Ich schreibe dieses Buch voller Empörung und Zorn. Die Union hätte die Bundestagswahl im September 1998 nicht verlieren müssen." (9) Es handelt sich dabei weniger um eine von der Kenntnis delikater Interna profitierende Abrechnung mit Parteimitgliedern, die nach Meinung Geißlers Schuld an der politischen Zäsur (9) haben, als vielmehr um eine sachliche Auseinandersetzung mit den wesentlichen Faktoren und Gegebenheiten, die zum Regierungswechsel geführt haben. Dabei greift der Autor immer wieder auf von den verschiedenen demoskopischen Instituten veröffentlichte Prognosen zurück und stellt den Regierungsverlust als eine Konsequenz nachhaltig falscher parteipolitischer Strategien dar. Genannt werden die monolithische Konzentration auf eine einzige Persönlichkeit (13), die Entpolitisierung des Konrad-Adenauer-Hauses (258), das Platzen des Bündnisses für Arbeit (22) und andere kardinale Fehler. "Wenn die Union das Ticket für das 21. Jahrhundert bekommen soll, dann muß sie den Mut haben, mit dem politischen Gegner, mit dem früheren Koalitionspartner und, wenn es sein muß, in den eigenen Reihen Streit anzufangen über die politische Gestaltung der genannten großen Ziele." (269) Die Glaubwürdigkeit des Buches beruht nicht zuletzt auf der eigenen Erfahrung des Autors mit der parteiinternen Opposition.
Thomas Morick (TM)
Dipl.-Politologe.
Rubrizierung: 2.32.3312.3422.343 Empfohlene Zitierweise: Thomas Morick, Rezension zu: Heiner Geißler: Zeit, das Visier zu öffnen Köln: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/6526-zeit-das-visier-zu-oeffnen_8845, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 8845 Rezension drucken
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