„ZeitRäume“ versammelt jährlich eine Auswahl von zeitgeschichtlichen Analysen, die am Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam vorgestellt wurden oder aus der Arbeit des Instituts entstanden sind. Der aktuelle Almanach enthält die gesammelten Vorträge des Jahres 2007 und ist dem langjährigen Leiter des Zentrums Christoph Kleßmann zum 70. Geburtstag gewidmet. Mit dieser Ausgabe erscheint der Almanach zum ersten Mal im Wallstein Verlag. Die Aufsatzsammlung ist breit gefächert und wirkt eher zufällig, wenngleich sie viel Lesenswertes enthält. So plädiert Frank Bösch für eine alternative Lesart der 70er-Jahre, indem er den Blick auf das oppositionelle bürgerliche Lager der Zeit richtet – also insbesondere auf die Christdemokraten und ihr konservatives, christlich-soziales Umfeld. Er vertritt die These, dass die frühen 70er-Jahre für „eine Fundamentalkrise der Christdemokratie und für ihre Erneuerung“ stehen, denn einerseits sei eine stark konservative Grundstruktur in der Gesellschaft bestehen geblieben, andererseits habe parallel zum Krisendiskurs und aus ihm heraus eine „gewisse Neustrukturierung“ eingesetzt, „die den Grundstein für die wachsende christdemokratische Dominanz bei allen folgenden Bundestags- und Landtagswahlen legte“ (30). Am Beispiel Polens und der Tschechoslowakei fragt Dagmara Jajeśniak-Quast, wie der westeuropäische Integrationsprozess in Ostmitteleuropa wahrgenommen wurde und welche Effekte sich durch diesen Prozess für die Handelsbeziehungen Polens und der Tschechoslowakei zu den westeuropäischen Ländern vom Beginn der 50er-Jahre bis zur ersten Erweiterung der EG 1973 ergeben haben. Der Integrationsprozess des Westens sei von vielen ostmitteleuropäischen Politikern insofern skeptisch betrachtet worden, als eine „Reaktivierung des deutschen Imperialismus und eine Exportexpansion der Bundesrepublik“ (148 ff.) befürchtet worden sei. Dennoch hätten die beiden Untersuchungsländer nach Wegen des Kontaktes zu den westeuropäischen traditionellen Handelspartnern gesucht.