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/ 22.06.2013
Frank Bösch / Martin Sabrow (Hrsg.)

ZeitRäume. Potsdamer Almanach des Zentrums für Zeithistorische Forschung 2011

Göttingen: Wallstein Verlag 2012; 219 S.; brosch., 19,80 €; ISBN 978-3-8353-1120-6
Das Buch versammelt eine Auswahl von Analysen, die das Zentrum für Zeithistorische Forschung im Jahr 2011 vorstellte, und gibt damit Einblick in die jüngsten Beschäftigungsfelder des vom Bund und den Ländern geförderten Instituts, das Mitglied der Leibniz‑Gemeinschaft ist. Frank Bösch spricht sich in seinem Artikel für die Beschäftigung der zeitgeschichtlichen Forschung mit Bereichen aus, die unseren Alltag zwar sehr prägen, die bisher aber bisher höchstens für vergangene Jahrhunderte historisch untersucht worden sind. Das Plädoyer für die Ausweitung der Forschungsfelder basiert auf der Beobachtung, dass sich die Lebenswelt seit den 1990er‑Jahren rasant verändert hat und „aus einer neu konzeptionierten alltagsnahen Geschichte des Sozialen Antworten auf die laufenden großen zeithistorischen Debatten entwickeln und so alternative Lesarten zu eingefahrenen Narrativen ermöglichen“ (74 f.) lassen. Dies macht Bösch exemplarisch anhand dreier Abschnitte des menschlichen Alltags deutlich: Schlaf (als bisher nicht analysierter Teil sozialer Realität), Arbeit (als bisher für Westdeutschland sehr unbekannter Part der Gesellschaftsgeschichte) und Freizeit (nicht nur verstanden als Konsumgeschichte, sondern beispielsweise auch in Bezug auf die Einrichtung privater Räume, Engagement in Vereinen oder den Verzehr von Genussmitteln und Tabakwaren). Martin Sabrow diskutiert in seinem Beitrag exemplarisch anhand autobiografischer Texte von DDR‑Politikern und Dissidenten verschiedene Denk‑ und Schreibstrategien (Konversions‑ und Kontinuitätsbiografie), die das eigene Leben mit der politischen Geschichte verbinden. Wenngleich die Autobiografie eine „Problemzone“ (143) der historiografischen Forschung darstelle, weil die Narration nachträglich versuche, Sinngebung in die lebensgeschichtliche Wirklichkeit zu geben, werde auch über sie „der Platz der DDR im kulturellen Gedächtnis unserer Zeit ausgehandelt“ (156).
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 1.32.352.3122.252.622.3132.3142.232.22.222.61 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Frank Bösch / Martin Sabrow (Hrsg.): ZeitRäume. Göttingen: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/35780-zeitraeume_43417, veröffentlicht am 11.04.2013. Buch-Nr.: 43417 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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