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/ 20.06.2013
Michael Ley

Zivilisationspolitik. Zur Theorie einer Welt-Ökumene

Würzburg: Königshausen & Neumann 2005; 152 S.; brosch., 27,- €; ISBN 3-8260-3076-1
Hegels „Weltgeist“ sei außer Tritt geraten, so beginnt Ley. Religiöser Fundamentalismus, internationaler Terrorismus, ethnische Vertreibungen und Genozide zeigen an, wie weit wir von einer vernünftigen Weltverfassung entfernt sind. Der Autor möchte diese weltpolitische Herausforderung nun mit kultur- und zivilisationstheoretischen Analysen erforschen. Zivilisation versteht er dabei als dialektisches Gegenüber von Kultur: „Zivilisation zielt auf die Universalisierbarkeit global gültiger Normen, während Kulturen [...] partikularistisch sind, [...] sich gegen andere Kulturen abgrenzen [… und] die destruktiven Kräfte gewaltsamer und kriegerischer Auseinandersetzungen legitimieren.“ (7) Auch wenn man die Zurechtweisung des oft hypertrophen Kulturbegriffs begrüßen mag – das ist eine starke These. Die Entwicklung der Zivilisationstheorie im ersten Teil geht von der überragenden Bedeutung des Religiösen als zivilisationsprägender Kraft aus. Mit Voegelin wird die Entwicklung der europäischen Zivilisation als Säkularisierung, als moderne Gnosis verstanden. Anhand dieser Diagnose werden Elemente einer komplexen Zivilisationstheorie vorgestellt, die den komplexen Zusammenhang zwischen politischen Strukturen und religiösen und kulturellen Entwicklungen in den Blick nehmen. Im zweiten Teil wendet Ley seine theoretischen Überlegungen auf die Frage der politischen Architektur Europas an. So ergibt sich etwa für das aktuelle Problem der EU-Erweiterung in den islamischen Kulturraum die Forderung nach einer konsequenten Modernisierung in den muslimischen Religionsgemeinschaften und Parteien als Voraussetzung einer gelingenden Integration in die „europäische Zivilisation“. Die abschließende Skizzierung der Umrisse einer neuen Weltordnung nimmt dann die These vom Anfang wieder auf. Ley beschreibt die nachmodernen Zivilisationen als „ökumenische Gemeinschaften“ (125), die sich aus pragmatischen Gründen zusammenfinden. Entscheidend für das Zustandekommen dieser Gemeinschaften sei eine Zivilreligion, die an die Stelle nationaler, ethnischer oder religiöser Identitätsbestimmungen tritt.
Sebastian Lasch (LA)
M. A., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.422.22.612.235.315.343.1 Empfohlene Zitierweise: Sebastian Lasch, Rezension zu: Michael Ley: Zivilisationspolitik. Würzburg: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/24198-zivilisationspolitik_27875, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 27875 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
CC-BY-NC-SA