Sarrazins Thesen in dem Buch „Deutschland schafft sich ab“ (siehe Buch-Nr. 39460) haben in Medien, Politik und Wissenschaft nach anfänglicher Empörung eine intensive Debatte über Ausländer- und Integrationspolitik sowie die Zukunft Deutschlands ausgelöst. Bellers stellt die unterschiedlichen Reaktionen und Reflexionen aus Wissenschaft und Medien – und mit ihnen die verschiedenen Argumente – vor. Es kommen Personen aus ganz unterschiedlichen Positionen und Bereichen zu Wort: Publizisten, Schriftsteller, Politiker, Historiker, Psychologen, Sozial- und Kommunikationswissenschaftler. Die wohl spektakulärsten und umstrittensten Äußerungen Sarrazins sind eugenischer, demografischer sowie sozial- und integrationspolitischer Natur. Im Hinblick auf die Diskussion dieser Thesen ist besonders der Beitrag von Rindermann und Rost interessant. Sie prüfen fünf intelligenz- und bildungszogene Behauptungen Sarrazins und kommen zu dem Ergebnis, dass sie „im Großen und Ganzen mit dem Kenntnisstand der modernen psychologischen Forschung vereinbar“ (92) sind. Der türkische Ministerpräsident Erdogan spricht in seinem Beitrag explizit die in Deutschland lebenden Türken an und plädiert für ein „Bündnis der Zivilisationen“ (184), das vor allem in der EU mit der Türkei als Mitglied gelebt werden soll. Böhm hingegen warnt vor der Aufnahme der Türkei in die EU, da dadurch der Freihandel und die Beschneidung bürgerlicher Freiheitsrechte weiter vorangetrieben werden würden. All diese Studienergebnisse und Meinungen sind nicht neu. Lacqueurs Zusammenfassung seines bereits 2006 erschienenen Buches „Die letzten Tage von Europa“ zeigt dies ebenfalls. Neu ist allenfalls der mediale Umgang mit Sarrazin, den Kepplinger anschaulich auswertet. Wichtig ist hingegen die angestoßene Debatte, für die Bellers unterschiedliche Standpunkte zusammengestellt hat.