Walzers Buch ist "eine konzentrierte Untersuchung der Kritik im zwanzigsten Jahrhundert" (9). Durch elf biographische Untersuchungen zu Gesellschaftskritikern des 20. Jahrhunderts unterfüttert er seine 1987 vorgelegte Studie "Interpretation and Social Criticism". Behandelt werden "mit dem Bürgertum auf schlechtem Fuße stehende" Kritiker politischer Institutionen und gesellschaftlicher Strukturen (16), welche zwar die Maxime "ich klage, also bin ich" zu verbinden scheint, die aber gleichwohl eben nicht der Stereotype (linker) Gesellschaftskritik entsprechen. Denn "Kritik ist dann am mächtigsten - so lautet meine These -, wenn sie den gemeinsamen Klagen der Menschen Stimme verleiht oder die Werte erhellt, die jenen Klagen zugrunde liegen" (30). Die Untersuchungen werden eingerahmt durch einen Essay "zur Praxis der Gesellschaftskritik", eine Geschichte des Umgangs der Kritiker mit ihrer Gesellschaft und der Gesellschaft mit ihren Kritikern sowie einem im Lob des Mutes in der Gesellschaftskritik gipfelnden Bilanz. Ein für die intellektuelle Geschichte und das Begreifen des 20. Jahrhunderts wichtiges, in der deutschen Übersetzung gut aufgemachtes Buch! Inhalt: Julien Benda und der Verrat der Intellektuellen (1984); Der Krieg und Randolph Bourne; Martin Bubers Suche nach Zion; Antonio Gramscis Engagement; Ignazio Silone: "Das Natürliche"; George Orwells England; Albert Camus und der Algerienkrieg; Simone de Beauvoir und die angepaßte Frau; Herbert Marcuses Amerika; Die einsame Politik des Michel Foucault; Breyten Breytenbach: Der Kritiker im Exil (1976).