/ 03.06.2013
Wilfried Mausbach
Zwischen Morgenthau und Marshall. Das wirtschaftspolitische Deutschlandkonzept der USA 1944 - 1947
Düsseldorf: Droste Verlag 1996 (Forschungen und Quellen zur Zeitgeschichte 30); 438 S.; 74,- DM; ISBN 3-7700-1878-8Geschichtswiss. Diss. Köln; Erstgutachter: L. Haupts. - Nach einer verbreiteten Auffassung entwickelte sich die amerikanische Deutschlandpolitik sprunghaft von der dem Morgenthau-Plan zugeschriebenen Zielsetzung, Deutschland in ein Agrarland zu verwandeln, hin zu der Wiederaufbaukonzeption des Marshall-Plans. Diese Auffassung widerlegt der Autor in einer eindrucksvollen Untersuchung. Der junge Historiker, der jetzt am Deutschen Historischen Institut in Washington tätig ist, belegt in seiner Studie, daß die USA konsequent eine wirtschaftspolitische Konzeption mit dem Ziel verfolgten, eine neue Weltordnung und einen dauerhaften Weltfrieden zu schaffen und eine erneut von Deutschland ausgehende Aggression für immer zu verhindern. Das Fazit seiner detaillierten Darstellung und neuen Interpretation lautet: "Es gab zwischen Morgenthau- und Marshall-Plan eine eigenständige wirtschaftspolitische Deutschlandkonzeption der Vereinigten Staaten von Amerika. Entworfen wurde sie im Hinblick auf ein in der Tat kontinuierlich durchgehaltenes, zentrales und unverrückbares Anliegen amerikanischer Deutschlandpolitik: Sicherheit vor einer erneuten deutschen Aggression zu gewinnen." (11)
Mausbachs Studie, die sich auf umfangreiche Archiv- und Quellenarbeit stützt, ist ein beachtenswerter Beitrag zur Forschung über die amerikanische Deutschlandpolitik insgesamt und zu ihrer wirtschaftspolitischen Konzeptualisierung im besonderen.
Inhalt: I. Einleitung. Erster Teil: Die Genesis des Umstrukturierungskonzepts: II. Die wirtschaftlichen Deutschlandplanungen der USA 1941-1944: Lehren aus Versailles; III. Die Intervention Morgenthaus; IV. Jalta; V. Morgenthaus zweite Intervention. Zweiter Teil: Die Durchsetzung des Umstrukturierungskonzepts: VI. Die Unterrichtung der Besatzungsbehörden; VII. Die Verankerung der US-Konzeption in der alliierten Deutschlandpolitik; VIII. Die FEA als Interpret von Roosevelts Vermächtnis; IX. Der Hoover-Bericht; X. London und Moskau: Risse in der Anti-Hitler-Koalition; XI. Der 1. Industrieplan; XII. Moskaus Politik in neuem Licht: Eine Welt oder zwei?; XIII. Das Scheitern des 1. Industrieplans. Dritter Teil: Die Demontage des Umstrukturierungskonzepts: XIV. Ein Feindbildwechsel und seine Auswirkungen auf die US-Konzeption; XV. Die Kompromittierung der US-Konzeption in Berlin; XVI. Das Scheitern des alliierten Kooperationsexperiments; XVII. Der Zusammenbruch des Umstrukturierungskonzepts; XVIII. Der 2. Industrieplan: Neues Konzept in altem Gewand; XIX. Schlußbemerkungen.
Michael Broer (MB)
Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 4.22 | 2.64 | 2.312 | 2.313
Empfohlene Zitierweise: Michael Broer, Rezension zu: Wilfried Mausbach: Zwischen Morgenthau und Marshall. Düsseldorf: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/1546-zwischen-morgenthau-und-marshall_1761, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 1761
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Dr., Politikwissenschaftler.
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