/ 21.06.2013
Jürgen Kocka / Martin Kohli / Wolfgang Streeck (Hrsg.)
Altern: Familie, Zivilgesellschaft und Politik
Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH 2009 (Nova Acta Leopoldina Neue Folge 106, Nummer 370. Altern in Deutschland 8); 343 S.; Ln., 24,- €; ISBN 978-3-8047-2549-2Das Altern der Gesellschaft birgt nicht nur Probleme, sondern auch neue Möglichkeiten und Chancen. Diese zwei Seiten einer Medaille, mit der Politik und Sozialstaat in der Zukunft umgehen müssen, werden von internationalen Politikern und Forschenden aus Politologie, Soziologie, Psychologie und Geschichtswissenschaft diskutiert. Im vierten Kapitel des Bandes finden sich Beiträge zum Komplex „Politik im Alter: Wahlverhalten, Beteiligung, Einfluss“. In seiner Kapiteleinleitung weist Streeck auf das Spannungsverhältnis zweier konträrer Erwartungen hin: Einerseits gibt es die Prognose einer kommenden „Gerontokratie“, die sich auf das wachsende wahlpolitische Gewicht von älteren Bürgern bezieht. Andererseits steht dem die Befürchtung einer politischen Marginalisierung älterer Bürger gegenüber. Streeck betont, dass dieses Bild notwendig vieldeutig sein muss. So steige zwar aus demografischen Gründen der Anteil der Alten an der Wählerschaft, der durch deren überdurchschnittliche Wahlbeteiligung noch erhöht werde, umgekehrt sei dies aber auch eine Konsequenz „der politischen Abstinenz der Jüngeren“ (266). Der Überrepräsentation der Älteren in den Parteien steht eine ebensolche der Jüngeren in den Bürgerbewegungen gegenüber. Zudem falle, betont der Autor, dieser Prozess mit dem Übergang zur Mediendemokratie und der schwindenden Bedeutung von Parteien und Gewerkschaften zusammen, sodass es den Alten nicht nütze, in diesen Organisationen überrepräsentiert zu sein. Achim Goerres nimmt in einem engeren Fokus das Wahlverhalten älterer Menschen in den Blick. Dabei stellt er zwar viele Unterschiede zwischen älteren und jüngeren Wählern fest, betont jedoch auch Gemeinsamkeiten. So gibt es beispielsweise keinerlei Anzeichen dafür, dass die Wähler ihre durch ihren Lebenszyklus bestimmten Interessen als Kriterium für Wahlentscheidungen nehmen, weswegen „Rentnerparteien notorisch schwach“ (318) seien und das konservative Wählen der Älteren ein Mythos. Der Band dokumentiert die Ergebnisse einer Tagung zum Thema Altern, die Anfang 2008 in Radebeul abgehalten wurde.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.35 | 2.331 | 2.332 | 2.34
Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Jürgen Kocka / Martin Kohli / Wolfgang Streeck (Hrsg.): Altern: Familie, Zivilgesellschaft und Politik Stuttgart: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/31159-altern-familie-zivilgesellschaft-und-politik_37054, veröffentlicht am 21.10.2009.
Buch-Nr.: 37054
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Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
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