Das Jahrzehnt von 1946 bis 1955 war für die CSU eine Zeit der Krise. Nach der Gründung anfangs erfolgreich, sah sich die Partei bald durch die aufstrebende Bayernpartei bedroht und musste 1954 sogar die Staatskanzlei räumen und in die Opposition wechseln. Die Mitgliederzahl halbierte sich in den Jahren von 1949 bis 1953, die Parteifinanzen waren dementsprechend desaströs. Prägend für die Entwicklung der Partei waren Rivalitäten: zwischen Parteivorstand, Landtagsfraktion und der Bonner Landesgruppe, zwischen Katholiken und Protestanten, Föderalisten und Anhängern einer bayerischen Unabhängigkeit, Jungen und Alten. Die Quellenedition enthält hauptsächlich die (verschieden ausführlichen) Protokolle der Tagungen von Landesvorstand und geschäftsführendem Landesvorstand, ergänzt um einige Protokolle von Tagungen der Bezirksvorsitzenden. Neben der (Dauer-)Krise der CSU in dieser Zeit wurde vor allem das Verhältnis zur Schwesterpartei CDU häufig thematisiert, ebenso der Umgang mit der Bayernpartei. In den wenigen gemeinsamen Sitzungen von Landesgruppe oder Landtagsfraktion mit dem geschäftsführenden Vorstand wurden auch Fragen der Landes- und Bundespolitik angesprochen, jedoch liegt dort nicht der Schwerpunkt der edierten Protokolle. Aussagekräftig sind die versammelten Dokumente dagegen für den Konsolidierungsprozess der CSU, der vom glücklosen Vorsitzenden Josef Müller zu Hans Ehard führte: Ihm gelang es zeitweise, einen Burgfrieden zwischen den auseinanderstrebenden Kräften in der Partei zu vermitteln. Dies glückte ihm durch eine zunehmende Informalisierung der Entscheidungsprozesse, die einherging mit einer Verlagerung weg von den Parteigremien hin zur Trias von Staatskanzlei, Landtagsfraktion und Bonner Landesgruppe.