Bei den Bundestagswahlen im September 2009 fielen die beiden deutschen Großparteien in der Gunst der Wähler in ein historisches Tief. Brunnemann geht dem Umstand aus politikwissenschaftlicher Perspektive nach und untersucht, wie der elektorale Erfolg der beiden Großparteien überhaupt solange anhalten konnte. Schließlich haben sich die Rahmenbedingungen für das Agieren der Parteien in den letzten Jahren gewandelt. Der Autor hinterfragt, aus welchen Gründen ein „Fortschreiben der Erfolgsgeschichte“ von SPD und CDU unwahrscheinlich geworden ist. Hierfür entwickelt er einen analytischen Rahmen und bedient sich dabei des Cleavage-Modells von Lipset und Rokkan. Parteien werden als komplexe Organisation betrachtet, die in Interaktion mit der Umwelt und anderen Einflüssen stehen. Im Folgenden werden die besonderen Entwicklungsbedingungen für die deutschen Großparteien herausgearbeitet, wobei Brunnemann vor allem historische Umstände herausstellt. Darauf aufbauend erläutert er Stärken und Schwächen des Mischtyps Volkspartei und schildert die damit verbundenen Probleme. Schließlich werden die veränderten Rahmenbedingungen und Krisensymptome von Professionalisierung bis Medialisierung aufgezeigt und die daraus resultierende krisenhafte Entwicklung von CDU und SPD erörtert. Das kurz gehaltene Fazit der Untersuchung ist zwar nicht so aufschlussreich wie die dahin führende Analyse, denn das reformbedürftige ehemalige Erfolgsmodell deutscher Großparteien, ein Mischtypus aus Massenintegrations- und Allerweltspartei, ist nicht am Ende. Allerdings ist die Zeit ihrer früheren elektoralen Erfolge wohl vorbei. Weiterführende Perspektiven zur Vermeidung des Verfalls von Großparteien, wie längerfristige gemeinsame Aktionsprogramme von Parteibasis und -spitze und eine unbeugsamere Haltung gegenüber dem Diktat der Tagesaktualität, werden angerissen.