Über die letzten Jahre haben sich die traditionellen Zugehörigkeiten von Wählerschichten zu politische Parteien in Deutschland zusehends aufgelöst. Die ehemals deutlich erkannte Wählerklientel der Parteien – die Arbeiterschaft, die die SPD wählte, Bürgerliche, die für die CDU/CSU votierten, Unternehmer und Liberale, die ihre Interessen am ehesten bei der FDP vertreten sahen sowie das eher alternative, linksliberale Klientel bei den Grünen – hat sich längst aufgelöst. In den letzten zehn bis fünfzehn Jahren hat eine Reorientierung zahlreicher, vor allem auch junger Menschen an Kohäsions- und Gemeinschaftswerten stattgefunden. Immer mehr Menschen, so der Politikwissenschaftler Walter, befänden sich auf der Suche nach Sinn, Identität und heilsstiftenden Gewissheiten – diese Sehnsüchte würden jedoch von politischen Parteien bisher nicht ausreichend wahr- und aufgenommen. Neben der schwindenden Bereitschaft der Bürger zur demokratischen Beteiligung untersucht Walter die unterschiedlichen Milieus in der Bundesrepublik. Die neuen „Lebenswelten“ (7) beziehungsweise „Parallelgesellschaften“ (36) führen dazu, dass Parteien zunehmend ihre Stammwähler verlieren. Aus Sicht des Autors liegen die Ursachen für ein zunehmendes politisches Desinteresse aber auch an einer Homogenisierung und Uniformierung des Denkens in der politischen Öffentlichkeit einerseits und in den politischen Positionen der Parteien andererseits. Walter untersucht ausführlich die Verhältnisse in den bundesdeutschen Parteien und kommt zu dem Schluss, dass komplexe und sich wandelnde Machtverhältnisse zur Regel in der bundesdeutschen Politiklandschaft, wie im Übrigen in den meisten anderen europäischen Staaten, werden.