In Abgrenzung von dem in Hessen aufgrund seines aggressiven Wahlkampfes abgestraften Ministerpräsidenten Roland Koch ist über Christian Wulff übereinstimmend gesagt worden, sein Erfolg habe auf einem inhaltsleeren Wahlkampf gegründet, in dem es nur ein Programm gegeben habe: die sympathische Erscheinung des niedersächsischen Ministerpräsidenten. Ganz gleich, ob dieser Analyse zugestimmt wird oder nicht: Der Gesprächsband, der in Zusammenarbeit mit dem Bild-Kolumnisten und früheren FAZ-Herausgeber Müller-Vogg entstand, lässt auf jeden Fall auf Wulffs Talent schließen, sich auf eine sicher oft als angenehm empfundene, nordisch-ruhige Art als Sympathieträger zu präsentieren. Insofern bildet das hier dokumentierte Gespräch einen interessanten Spagat in all seinen Facetten ab, den Wulff gut zu beherrschen scheint: eine konservative Grundhaltung, die aber im nächsten Atemzug immer auch tolerant daherkommt. So habe ihn der Ärger über das offene Bekenntnis vieler Lehrer zum „Willy wählen“ damals in die Schüler-Union getrieben – jedoch folgt auf dem Fuße der Hinweis, er habe es sich nicht nehmen lassen, eben jenen ehemaligen Französisch-Lehrer persönlich in den Ruhestand zu verabschieden. Auch etwaigen Spannungen zwischen seinen konservativen Werten und der Berichterstattung über sein Privatleben geht er nicht aus dem Weg, im Gegenteil: Was anderen Politikern zum Nachteil gereicht, versteht Wulff geschickt zum Beweis der Mäßigung seiner konservativen Grundeinstellung zu präsentieren. Insofern belegt das Buch eindrucksvoll Wulffs Eignung, eine moderne, weil gemäßigt konservative CDU zu repräsentieren. Dass sich seine Aussage im Titel schließlich auf die Volksweisheit von der Überlegenheit der Wahrheit reduzieren lässt, mag ihm mancher als Inhaltsleere vorwerfen – ohne die aber die nach der Lektüre nachvollziehbar hohen Sympathiewerte möglicherweise nicht zu verstehen sind.