Das Internet wird inzwischen auch von der Politikwissenschaft verstärkt thematisiert, wobei seine Leistungen und Risiken für die Demokratie im Zentrum des Interesses stehen. Die Autorin beschäftigt sich mit einem Hauptgegner der offenen Gesellschaft: dem Fundamentalismus. Die Untersuchung ist von der Fragestellung geleitet, „mittels welcher Ziele und Gestaltungsprinzipien das fundamentalistische Weltbild im Medium Internet zur Darstellung und Geltung gebracht wird“ (9). Dazu nimmt Witsch eine ästhetische Zeichenanalyse von Internetseiten unter Berücksichtigung der Zeichenlehre von Peirce und des Ästhetikbegriffs von Lyotard vor. Mit der empirischen Untersuchung strebt sie keine repräsentative Erhebung an, sondern will die Agitationsstrategien aufdecken. Als Untersuchungsgegenstand hat Witsch Internetseiten der Scientology-Organisation und von Skinhead-Gruppen ausgewählt. Anschließend reflektiert sie die Ergebnisse dahingehend, wie pädagogisch damit umgegangen werden sollte, ohne den untauglichen Verbotsdiskurs der Bewahrpädagogik und Politik aufzunehmen. Stattdessen plädiert sie für eine ästhetische Bildung, der „es darum geht, Deutungs- und Handlungsmuster anzubieten, die Wahl- und Entscheidungsmöglichkeiten geben“ (148). Trotz der interessanten Analyse bleibt fraglich, warum die Autorin einen eigenwilligen Fundamentalismusbegriff konzipiert und ihre Untersuchung dann doch immer wieder an den bestehenden Extremismusdiskurs anknüpft. Problematisch ist die Auswahl des empirischen Materials. Die Analyse der Internetseiten der Scientology-Organisation beziehungsweise Skinhead-Gruppen sagt nur etwas über die Agitation dieser Gruppierungen aus. Sie lässt sich aber keinesfalls auf den religiösen und politischen Fundamentalismus allgemein übertragen. Insofern ist die Aussagekraft der Erkenntnisse sehr begrenzt.