Absicht des Bandes ist es, "den aktuellen und angestrebten Umgang verschiedener politischer Strömungen mit dem Begriff des Antifaschismus nachzuzeichnen und diesen in einen Zusammenhang mit der jeweiligen politischen Praxis und den politischen Interessen zu stellen" (6). Erlinghagen gibt zunächst einen historischen Überblick über die Diskussion von 1945 bis 1989/90 und wendet sich dann detailliert erst den "Contra-Positionen" (31 ff.) und dann den "Pro-Positionen" (112 ff.) zu. Es bleibt kein Zweifel, welcher Haltung seine Sympathie gehört. Sein Fazit: "Die Beschäftigung mit dem Faschismus steht [...] nicht mehr allein unter dem Vorzeichen der Defensive, der Verteidigung des diskreditierten Konservatismus und des Kapitalismus, der Abwehr antifaschistischer Kritik und der Rehabilitierung faschistischer Ideologieelemente 'mit angezogener Handbremse', sondern sie wird heute über eine neuerliche Belebung der Totalitarismusdoktrin in den unterschiedlichsten Ausprägungen offensiv gegen den Sozialismus/Kommunismus/Antifaschismus gewendet. Die Handbremse ist gelöst, die 'Sieger der Geschichte' definieren die historischen Maßstäbe neu." (159) So haben denn die Angriffe auf den Antifaschismus heute primär die Funktion, die DDR nachträglich zu diskreditieren und zu verhindern, daß sich die Bevölkerung in der Zukunft dem Sozialismus wieder zuwendet. Auch wenn man diese Einschätzung grotesk findet, kann man mit Erlinghagens Buch gleichwohl etwas anfangen. Denn er trägt eine umfangreiche Materialsammlung vor, die bei aller Verzerrung im Urteil doch auch für sich ihren Wert behält.