Mit dem Begriff "Strategiefähigkeit" im Untertitel des Bandes wird nicht auf die politikwissenschaftliche Steuerungsdebatte der 80er- und 90er-Jahre angespielt. Vielmehr sehen die Herausgeber, erstmals in aller Deutlichkeit im Wahlkampf der SPD bei der Bundestagswahl 1998, neben der programmatischen Komponente der Parteipolitik zunehmend die strategischen Aspekte der Politikvermarktung treten. Machnig, damals Leiter der SPD-Wahlkampfzentrale und einer der Autoren dieses Sammelbandes, gilt ihnen als Inkarnation des neuen "strategischen" Politikstils. Durch Überbetonung des (wahlkampf-)strategischen Elements laufen die Parteien allerdings Gefahr, sich im Regierungsalltag des "muddling through" zu verlieren und als politische Akteure an den Rand gedrängt zu werden. Als roter Faden des Bandes lässt sich daher die Doppelfrage nach der Strategiefähigkeit (kollektiver) politischer Akteure und nach der strategischen Steuerbarkeit politischer Prozesse ausmachen. Seinen Ursprung hat der Sammelband in einer Tagung von Vertretern aus Parteien, Medien und Politikwissenschaft im Oktober 2001 in Berlin, die sich konzeptionell an die strategisch angelegte Parteienanalyse des ebenfalls an diesem Band mit einem Beitrag beteiligten Raschke anlehnte. Inhalt: 1. Politiksteuerung: Manfred G. Schmidt: Politiksteuerung in der Bundesrepublik Deutschland (23-38); Ralf Rytlewski: Berlin - beschränkt regierungsfähig? (39-55); Helmut Wiesenthal: Reformakteure in der Konjunkturfalle - Zur gegenläufigen Entwicklung von theoretischem "Wissen" und praktischem Wollen (57-83). 2. Öffentlichkeitssteuerung: Fritz Kuhn: Strategische Steuerung der Öffentlichkeit? (85-97); Klaus-Peter Schmidt-Deguelle: Mehr als nur reaktives Handeln. Die Praxis der Medienberatung (99-108); Rüdiger Schmitt-Beck: Laufen, um auf der Stelle zu bleiben: "Postmoderne" Kampagnenpolitik in Deutschland (109-132); Thomas Leif: Politikvermittlung im Tal der Unterhaltung. Die Entscheidungsschwäche der Parteien begünstigt die Flucht in eine mediale Ersatzwelt (133-148); Richard Meng: Macht und Elend der Interpreten (149-165). 3. Strategiefähigkeit: Matthias Machnig: Strategiefähigkeit in der beschleunigten Mediengesellschaft (167-178); Klaus Hänsch: Anmerkungen zur Strategiefähigkeit in der Politik (179-185); Elmar Wiesendahl: Die Strategie(un)fähigkeit politischer Parteien (187-206); Joachim Raschke: Politische Strategie. Überlegungen zu einem politischen und politologischen Konzept (207-241).