Die Politikwissenschaftler des In- und Auslandes scheinen einhellig der Meinung, dass den Mitgliederparteien, so sie nicht schon beerdigt, dann doch das Sterbeglöckchen läute. Nutzlos geworden seien sie sowieso. Dem hält Wiesendahl entgegen, dass das Merkmalsprofil der Mitgliederpartei in der Diskussion nicht genauer bestimmt ist. Er kann darauf verweisen, dass „ein Verdrängen von Parteimitgliedern durch gesellschaftliche Modernisierungsprozesse oder durch den Aufstieg angeblicher professioneller Wählerparteien, Kartellparteien oder Medienparteien so nicht stattfindet[;] die Mitgliederpartei hat für Parteispitzen und Spitzenorganisatoren nicht abgedankt, weil Parteimitglieder als Geldquelle, Wahlkampfhelfer und Botschafter in der Lebenswelt der Menschen weiterhin gebraucht werden“ (173). Auch verstünden sich zumindest SPD und CDU/CSU als Mitgliederparteien und selbst eine Medienpartei „wie die Forza Italia unter Berlusconi sah es angebracht, sich ein in lokalen Clubs organisiertes breites Mitgliederfundament zuzulegen“ (173). Die Mitglieder garantieren die gesamte Beziehungsfähigkeit. Allerdings „haben es die Parteispitzen heutzutage mit kompetenten, selbstbewussten und anspruchsvollen Mitgliedern zu tun, die auf die Einhaltung der Parteiprinzipien und Ziele der Partei pochen und sich dafür einsetzen wollen“ (148).