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/ 22.06.2013
Holger Straßheim

Netzwerkpolitik. Governance und Wissen im administrativen Austausch

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2011 (Modernes Regieren. Schriften zu einer neuen Regierungslehre 6); 302 S.; 49,- €; ISBN 978-3-8329-6030-8
Diss. Tübingen. – Netzwerke haben einen guten Ruf. Sie gelten „als eher kooperative und konsuelle Beziehungsformen, die auf Vertrauen basieren und sich durch besondere Flexibilität und Innovationsfreundlichkeit auszeichnen“ (11). Straßheim kommt in seiner Studie zur Netzwerkpolitik mit besonderem Akzent auf „Governance und Wissen im administrativen Austausch“, so der Untertitel, allerdings zu anderen Ergebnissen. Er vergleicht die lokalen Wissensnetzwerke „Kommunen der Zukunft“, „Beschäftigungsförderung in Kommunen (BiK)“ und das deutsch-österreichische URBAN-Netzwerk. Analysiert werden vor allem Kompetenzentwicklung und lokale Governance sowie die Folgen der Vernetzung. Dabei zeigt sich, dass Konflikte, Machtkämpfe und Misstrauen in Wissensnetzwerken durchaus eine „handlungsleitende“ (107) Rolle spielen. Die Auswirkungen reichen bis zum partiellen Scheitern netzwerkübergreifender Kommunikation – etwa bei sehr heterogenen Trägern oder Netzwerkknoten. Es geht also um Aufmerksamkeit, um Macht, um Einfluss, um Politik, aber auch um Verschiebung von Macht- und Einflussgrenzen. Straßheim arbeitet aber noch einen weiteren wichtigen Aspekt heraus: „Das Spezifische der Netzwerke gegenüber anderen Governanceformen liegt vor allem darin, dass sie ein Handeln im Horizont des immer auch anders Möglichen etablieren“. Was intern zunächst alternativlos erscheint, muss in den Aushandlungsprozessen und Redundanzen eines Netzwerks begründet werden, auch um den Preis von Konflikten. „Im Konflikt verdichtet sich das für Netzwerke elementare Spannungsverhältnis zwischen Individual- und Kollektivorientierungen, um dann sowohl auf der Ebene der Netzwerkkommunikation als auch im Kontext der Teilnehmerorganisationen einen vielschichtigen Positionierungs- und Koordinierungsprozess anzustoßen.“ (268) Das kann einerseits zur Setzung neuer Schwerpunkte führen, aber auch zur Blockierung der Potenziale. Die Governanceforschung sollte diese antagonistische Dimension von Wissensnetzwerken berücksichtigen, empfiehlt Straßheim, der der Netzwerkforschung neue Impulse gibt.
Armin König (AK)
Dr., Verwaltungswissenschaftler, Bürgermeister der Gemeinde Illingen, Dozent Fachhochschule für Verwaltung (FHSV) des Saarlandes.
Rubrizierung: 2.3252.342.32 Empfohlene Zitierweise: Armin König, Rezension zu: Holger Straßheim: Netzwerkpolitik. Baden-Baden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/33497-netzwerkpolitik_40085, veröffentlicht am 24.03.2011. Buch-Nr.: 40085 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
CC-BY-NC-SA