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/ 05.06.2013
Ulrich Sarcinelli (Hrsg.)

Politikvermittlung und Demokratie in der Mediengesellschaft. Beiträge zur politischen Kommunikationskultur

Opladen/Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 1998; 479 S.; kart., 49,- DM; ISBN 3-531-13335-7
Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Politikvermittlung erfordert es, den Blick für sehr unterschiedliche Fragestellungen zu weiten: normativ-demokratietheoretische (Zusammenhänge von Regieren, Legitimation, Transmission und Kommunikation) müssen ebenso wie analytische (Regierungs-, Parteien- und Mediensystem, ihre Veränderungen, Zusammenhänge, Auswirkungen auf den Prozeß der Willensbildung) betrachtet werden. Dieser weite Blickwinkel wird in diesem Sammelband eingenommen: Er bietet sowohl einen strukturierten und strukturierenden Überblick über die relevanten und aktuellen Kategorien der wissenschaftlichen Auseinandersetzungen mit dem Thema als auch theoretisch-systematisierende Betrachtungen und analytische Überprüfungen von theoretisch etablierten Zusammenhängen mit empirischen Daten. Schließlich finden sich ebenfalls empirische, rein deskriptive Untersuchungen zur Veränderung des Mediensystems. Allein diese methodische Breite im Zugang macht den Sammelband sehr wertvoll, weil so die Notwendigkeit der Kombination theoretischer und empirischer Aufsätze deutlich wird - und letztere eben nicht zu Lasten allgemeiner Reflexionen, die allein durch Deduktion gewonnen und für die Beschreibung der Wirklichkeit unspezifisch verallgemeinert werden, unter den Tisch fallen. Inhaltlich werden Teile des deutschen Mediensystems und einzelne Elemente des hiesigen Regierungssystems unter den Bedingungen einer fortgeschrittenen Mediatisierung der Politikvermittlung sowie spezifische Aspekte, die die Adressaten der Politikvermittlung von Medien und Politik berühren, analysiert. Eine separate Auswahlbibliographie, die der Struktur des Sammelbandes folgt, bietet - neben den Anmerkungen der einzelnen Aufsätze - Hilfe für die wissenschaftliche Arbeit. Der Band eignet sich somit zum Neueinstieg ins Thema, bietet Anregungen zum konstruktiven, wissenschaftlichen Arbeiten (unterschiedliches methodisches Herangehen auf unterschiedlichem Reflexionsniveau, Auswahlliteratur) und stellt aktuelle Forschungsergebnisse zur Verfügung (Verarbeitung aktueller empirischer Daten, Aufgreifen und Reflexion in der Diskussion befindlicher Fragestellungen), so daß ebenfalls ein "Weiterarbeiten" für bereits mit den Fragestellungen Vertraute angeregt wird. Inhalt: I. Einleitung und Grundlegung: Ulrich Sarcinelli: Politikvermittlung und Demokratie: Zum Wandel der politischen Kommunikationskultur (11-23); Max Kaase: Demokratisches System und die Mediatisierung von Politik (24-51); Ulrich Saxer: Mediengesellschaft: Verständnisse und Mißverständnisse (52-73); Otfried Jarren: Medien, Mediensystem und politische Öffentlichkeit im Wandel (74-94). II. Medialer Wandel und Politikvermittlung: Strukturen, Prozesse und Strategien: Klaus-Dieter Altmeppen / Martin Löffelholz: Zwischen Verlautbarungsorgan und "vierter Gewalt". Strukturen, Abhängigkeiten und Perspektiven des politischen Journalismus (97-123); Günter Bentele: Politische Öffentlichkeitsarbeit (124-145); Jürgen Wilke: Politikvermittlung durch Printmedien (146-164); Frank Marcinkowski: Politikvermittlung durch Fernsehen und Hörfunk (165-183); Jens Teschner: Politik für das Fernsehen - Politik im Fernsehen. Theorien, Trends und Perspektiven (184-208); Hans J. Kleinsteuber / Barbara Thomass: Politikvermittlung im Zeitalter von Globalisierung und medientechnischer Revolution. Perspektiven und Probleme (209-229). III. Regierungssystem und Politikvermittlung: Mediatisierung von Politik, demokratische Willensbildung und politische Entscheidungsfindung: Barbara Pfetsch: Regieren unter den Bedingungen medialer Allgegenwart (233-252); Edwin Czerwick: Parlamentarische Politikvermittlung zwischen "Basisbezug" und "Systembezug" (253-272); Ulrich Sarcinelli: Parteien und Politikvermittlung: Von der Parteien- zur Mediendemokratie? (273-296); Rüdiger Schmitt-Beck: Wähler unter Einfluß. Massenkommunikation, interpersonale Kommunikation und Parteipräferenz (297-325); Sigrid Baringhorst: Zur Mediatisierung des politischen Protests. Von der Institutionen- zur "Greenpeace-Demokratie"? (326-342). IV. Die Bürger als Zuschauer, Betroffene und als Akteure: Zur Nutzung und Wirkung von Medien: Uwe Hasebrink: Politikvermittlung im Zeichen individualisierter Mediennutzung. Zur Informations- und Unterhaltungsorientierung des Publikums (345-367); Heinz Bonfadelli: Jugend, Politik und Massenmedien. Was Jugendliche aus den Massenmedien über Politik erfahren (368-386); Michael Schenk: Mediennutzung und Medienwirkung als sozialer Prozeß (387-407); Ulrich Sarcinelli / Manfred Wissel: Mediale Politikvermittlung, politische Beteiligung und politische Bildung: Medienkompetenz als Basisqualifikation in der demokratischen Bürgergesellschaft (408-427).
Christian Schütze (ChS)
Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.3332.22 Empfohlene Zitierweise: Christian Schütze, Rezension zu: Ulrich Sarcinelli (Hrsg.): Politikvermittlung und Demokratie in der Mediengesellschaft. Opladen/Wiesbaden: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/7523-politikvermittlung-und-demokratie-in-der-mediengesellschaft_10017, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 10017 Rezension drucken
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