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/ 17.06.2013
Jasmin Stahl

Regierungspopularität in Mehrparteiensystemen

Aachen: Shaker Verlag 2000 (Berichte aus der Sozialwissenschaft); VI, IV, 255 S.; 50,11 €; ISBN 3-8265-7385-4
Politikwiss. Diss. Mannheim; Gutachter: F. U. Pappi, J. van Deth. - Der enge Zusammenhang zwischen ökonomischer Lage und politischem Geschehen erscheint auf den ersten Blick so naheliegend und plausibel, dass auf eine nähere wissenschaftliche Erörterung der Verbindung meist verzichtet wird und schon allein aus diesem Grund eine Untersuchung interessant zu sein scheint. Mit dieser Feststellung beginnt Stahl ihre Untersuchung. Sie basiert auf einer Ableitung der Ausgangsbeobachtung, wonach Regierungspopularität und Erfolg oder Misserfolg bei Wahlen maßgeblich von der aktuellen ökonomischen Situation abhängig sind. Diese These scheint sich jedoch nicht in jedem Fall zu bewahrheiten, wie etwa beim Wahlsieg von Labour 1997, bedarf also einer empirischen Überprüfung: "In der vorliegenden Arbeit wird das bereits häufig untersuchte Phänomen vom Zusammenhang der nationalen wirtschaftlichen Lage und den Stimmenanteilen - oder präziser ausgedrückt - den Veränderungen der potentiellen Stimmenanteile der deutschen Parteien im Zeitraum 1977 bis 1995 vor dem Hintergrund der Theorie vom ökonomischen Wählerverhalten (economic voting) in Verbindung mit dem rationalen Kompetenzansatz untersucht." (4) Nach eingehender Diskussion des Forschungs- und Theoriestands des Economic-Voting-Ansatzes transferiert Stahl den ursprünglich für das amerikanische Zweiparteiensystem entwickelten Ansatz auf unser Mehrparteiensystem. Der zweite Teil der Studie dient einer umfangreichen empirischen Analyse mit anschließender Auswertung, wobei die Autorin ihre Ausgangsthese in ihren Grundzügen bestätigt: "Für die deutsche Wählerschaft rücken in wirtschaftlichen Krisenzeiten und bei öffentlicher Diskussion über die Leistungsfähigkeit der jeweils regierenden Koalition sowie ihrer Wahlaussichten die Regierungskoalition und die ihr gegenüberstehende Opposition(skoalition) in den Mittelpunkt der Betrachtung. Besonders auffällig ist, dass sich die Wählerschaft in Wahljahren auf die stimmenstärksten Parteien CDU/CSU und SPD konzentriert und der Eintritt einer neuen Partei in das Parteiensystem bewirkt, dass die ideologisch benachbarte Partei besonderen Urteilsschwankungen ausgesetzt ist. Insofern scheint die Zweiparteienannahme durchaus ihre Berechtigung zu haben, wenn die Verbindung zwischen Wahlverhalten und ökonomischer Situation hergestellt werden soll. Geht es aber um die Erklärung von potentiellen Stimmengewinnen und -verlusten über die Zeit, sollten unbedingt die einzelnen Parteien in ihren Rollen innerhalb des politischen Systems betrachtet werden." (201 f.)
Stefan Göhlert (SG)
M. A., Politikwissenschaftler, Protokollchef und Bürgerbeauftragter in der Verwaltung der Stadt Jena.
Rubrizierung: 2.222.332 Empfohlene Zitierweise: Stefan Göhlert, Rezension zu: Jasmin Stahl: Regierungspopularität in Mehrparteiensystemen Aachen: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/15469-regierungspopularitaet-in-mehrparteiensystemen_17617, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 17617 Rezension drucken
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