/ 21.06.2013
Eckart Lohse / Markus Wehner
Rosenkrieg. Die große Koalition 2005-2009
Hannover: Fackelträger 2009; 272 S.; kart., 16,95 €; ISBN 978-3-7716-4393-5Zum jetzigen Zeitpunkt (Juni 2009) ist eine Fortsetzung der großen Koalition aus CDU/CSU und SPD nach der Bundestagswahl im September 2009 zumindest nicht völlig unwahrscheinlich. Für eine unschöne Vorstellung muss dies derjenige halten, der dieses Buch gelesen hat. Die beiden Berliner Korrespondenten der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ beschreiben die Regierungspraxis der vergangenen vier Jahre als einen ehelichen Rosenkrieg zweier Partner, die alles tun, um sich selbst einen Vorteil zu verschaffen und dem anderen zu schaden. Journalistisch flott und prägnant geschrieben, warten beide Autoren mit interessanten Details aus dem Berliner Regierungsgeschäft und klugen Beobachtungen auf. Im Vergleich jedoch überzeugen andere Betrachtungen durch eine tiefenschärfere Analyse zum Zustand der Regierung Merkel und ihrer Handlungsmechanismen weitaus mehr, etwa Dirk Kurbjuweits „Angela Merkel. Die Kanzlerin für alle?“, zudem sind die Ehevergleiche als Stilbild auf die Dauer ein wenig enervierend. Zwei interessante Thesen von Lohse und Wehner lohnen gleichwohl eine weitergehende politikwissenschaftliche Beschäftigung: Erstens: Hätten die Bundesminister vier Jahre lang ohne parlamentarischen und parteilichen Unterbau regieren können, wäre vermutlich manches fürs Land herausgesprungen. Die gegenseitigen Animositäten in den Regierungsfraktionen und vor allem den Parteien hätten die mehr oder minder reibungslose Kabinettsarbeit jedoch überlagert. Zweitens: Substanzielle Fortschritte in einzelnen Politikfeldern konnten nur dort erzielt werden, wo die eine Seite die Agenda der jeweils anderen Seite übernahm. Als Beispiele hierfür nennen die Autoren den Beschluss zur Rente ab 67 des sozialdemokratischen Arbeitsministers Müntefering als auch die Familienpolitik der christdemokratischen Familienministerin von der Leyen, die beide jeweils nicht unbedingt der eigenen Programmatik entstammten und gerade deswegen zu Politikwechseln geführt hätten.
Robin Rüsenberg (RRU)
Dipl.-Politologe, Berlin.
Rubrizierung: 2.3 | 2.34 | 2.331 | 2.322
Empfohlene Zitierweise: Robin Rüsenberg, Rezension zu: Eckart Lohse / Markus Wehner: Rosenkrieg. Hannover: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/30631-rosenkrieg_36378, veröffentlicht am 23.06.2009.
Buch-Nr.: 36378
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Dipl.-Politologe, Berlin.
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