Politikwissenschaftler und Publizisten reiben sich erstaunt die Augen: Ob Volksparteien ein Erfolgsmodell für die Zukunft seien, fragen Kronenberg und Mayer. In einem von der Konrad-Adenauer-Stiftung herausgegebenen Band kommt Meyer zu dem überraschenden Ergebnis, „dass es Zustimmungspotentiale für Volksparteien gibt“ (24) – trotz Fragmentierung des Parteiensystems und einer Veränderung hin zum Fünfparteiensystem. Voraussetzung sei, dass eine Volkspartei bereit sei, „die tragende Bedeutung der Mittelschichten [...] abzusichern.“ (19) Bei der Union soll es ein „weltoffener, liberaler Konservativismus auf dem Boden seiner Zeit“ (90) sein – was Angela Merkel derzeit versucht. Die SPD mit ihren Traditionen hat es schon schwerer, Franz Walter sieht sie vor dem großen Umbruch, aber trotz der Wähler- und Mitgliederverluste stellt er fest: „Nicht alles ist Krise und Menetekel.“ (119) Walter empfiehlt den Sozialdemokraten „die Legitimationsquelle ‚Mitgliederbeteiligung’ stärker auszuschöpfen, bevor sie ganz und gar ausgetrocknet ist“ (122). Erfolgreich entwickelt haben sich FDP und Grüne, deren Reservoir jeweils zwischen 10 und 15 Prozent gesehen wird, weil sie ihre Kräfte jeweils gebündelt haben. Majid Sattar bringt für die Zukunft die heute kaum denkbare Vision ins Spiel, dass sich die bürgerlich sozialisierten Liberalen und Grünen zusammenschließen. Ihre „libertäre Staatsferne“ (141) würde dies zulassen. Dagegen sprechen die fundamentalen Differenzen zwischen Westerwelle und Trittin. Aber wer hätte der Rüttgers-CDU in NRW vor 15 Jahren zugetraut, zu einem „Laboratorium der Erneuerung“ (60) zu werden, wie Kronenberg schreibt. Wertewandel, Koalitionsstrategien und Partizipationserfordernisse könnten Überraschungen bringen. Vielleicht, so Kronenberg und Mayer, war der „Abgesang auf das Erfolgsmodell Volkspartei also doch allzu voreilig“ (8). Der eher skeptische Klaus-Peter Schöppner steuert spannende Semiometrie-Daten bei. Ein inspirierendes Buch prominenter Wissenschaftler und Publizisten, das nicht dem Mainstream folgt.