„Nothing about us without us!“ – So lautet die Botschaft der internationalen Behindertenbewegung, die zuletzt durch die von den Vereinten Nationen verabschiedete UN‑Behindertenrechtskonvention weitere Stärkung erfahren hat. Ziel der mittlerweile knapp 30‑jährigen Bewegung ist es, „Menschen mit Behinderungen ein selbst bestimmtes Leben und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen, ihnen Kontrolle über ihr Leben zu verschaffen“ (46). Dass dieser Weg steinig war (und ist), zeigt Swantje Köbsell in ihrem historischen Abriss zur emanzipatorischen Behindertenbewegung. Bei dieser überwiegend deskriptiven Darstellung relevanter Ereignisse und aufeinander aufbauender Entwicklungen geht Köbsell auf Meilensteine wie den flächendeckenden Aufbau ambulanter Dienste, die rechtliche Gleichstellung ab Mitte der 1980er‑Jahre oder die Entstehung von Forschungszentren und der Disability Studies ein. Interessant sind dabei ihre Ausführungen zu den gesellschaftlich etablierten Einrichtungen wie etwa der „Aktion Sorgenkind“, die „von jeher ‚Lieblingsfeind’ der Behindertenbewegung“ war und für all das stand, „gegen das sich die Behindertenbewegung von Anfang an zur Wehr gesetzt hat: Mitleid, Fremdbestimmung, Festhalten am System der Sondereinrichtungen“ (27). Köbsell beschreibt, dass eben jener individualisierte, medizinische Blick auf Behinderung überwunden werden und stattdessen der Fokus auf den strukturellen Diskriminierungen und Ausgrenzungen liegen sollte, die das Miteinander von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung bestimmen. Die Behindertenbewegung hat hier wesentliche Fortschritte erzielt, die sich zum Beispiel in der hohen Anzahl an professionell organisierten Interessenvertretungen äußert. Dementsprechend schließt das Buch auch mit den Adressen relevanter Stakeholder.