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/ 11.06.2013
Alfons Kenkmann / Hasko Zimmer (Hrsg.)

Nach Kriegen und Diktaturen. Umgang mit Vergangenheit als internationales Problem - Bilanzen und Perspektiven für das 21. Jahrhundert. Hrsg. im Auftrag des "Fördervereins Villa ten Hompel"

Essen: Klartext 2006; 229 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-89861-531-8
Die Auseinandersetzung mit Regimeverbrechen der jüngeren Vergangenheit hat am Ausgang des 20. Jahrhunderts eine Bedeutung gewonnen, die inzwischen weit über Deutschland und Europa hinaus reicht, schreiben die Herausgeber. Spätestens seit dem Ende der Militärdiktaturen in Lateinamerika und des Apartheidregimes in Südafrika sowie nach den politischen Umwälzungen in Mittel- und Osteuropa sei die Aufarbeitung der Vergangenheit zu einem vielerorts brisanten Problem geworden. Die Entwicklung habe am Ende des 20. Jahrhunderts zu einem Bedeutungs- und Funktionswandel von Vergangenheitsbewältigung geführt und es habe sich ein neues „transnationale[s] Muster im Umgang mit Vergangenheit“ (8) herausgebildet. Dieser neuen Sichtweise wurde während einer Tagung an der Universität Münster des Fachbereichs Erziehungswissenschaften Rechnung getragen. Experten aus Israel, Japan, Südafrika, Polen, Kroatien und Deutschland stellten die spezifischen Diskussionen in der jeweiligen nationalstaatlichen Situation nach Krieg oder Diktatur in eine international-vergleichende Perspektive. Am Beispiel des Israel-Palästina-Konflikts wurde die Schwierigkeit eines einvernehmlichen, gegenseitigen Vergangenheitsverständnisses gezeigt. Die Erinnerung an die Shoah wirke „unter allen am Nahostkonflikt beteiligten Akteuren nicht ausgleichend, sondern [...] ‚konfliktverschärfend’“ (9). Das komplexe Verhältnis von Vergangenheitsaufarbeitung und Demokratisierung im Kontext postdiktatorischer Übergangsprozesse wurde am Beispiel Argentiniens und Chiles analysiert. Polen wurde als Exempel für die Auseinandersetzung mit kommunistischen Diktaturen nach den politischen Umbrüchen in Ostmitteleuropa ausgewählt. Im zweiten Teil ging es um mögliche Perspektiven des Umgangs mit der Vergangenheit für das 21. Jahrhundert. Eine der zentralen Frage war, was die internationalen Strafgerichtshöfe mit ihrer Verknüpfung von justizieller Aufarbeitung und Menschenrechtsschutz leisten können.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.232.214.34.422.352.612.632.652.672.68 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Alfons Kenkmann / Hasko Zimmer (Hrsg.): Nach Kriegen und Diktaturen. Essen: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/9521-nach-kriegen-und-diktaturen_29480, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 29480 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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