/ 21.06.2013
Markus Brose
Partizipation in Brasilien. Die rapide Ausweitung der Bürgerbeteiligung in Brasiliens Bundesstaat Rio Grande do Sul 1985-1999
Marburg: Tectum Verlag 2007; 278 S.; pb., 24,90 €; ISBN 978-3-8288-9380-1Diss. Osnabrück; Gutachter: G. Széll, W. Frantz. – Der Bundesstaat Rio Grande do Sul, die südlichste Spitze Brasiliens, ist über die 90er-Jahre als positive Ausnahme der Demokratisierungsprozesse in Lateinamerika bekannt geworden. Der Autor war von 2000 bis 2001 Regierungsberater der dortigen Landesregierung. Er arbeitet die strukturellen Grundlagen sowie die gesellschaftlichen Prozesse der jüngsten Vergangenheit heraus, um die Beteiligungsfähigkeit der Menschen im tiefen Süden, der Gaúchos, zu erfassen. Obwohl sich das regionale politische System im Bundesstaat durch eine militärische und autoritäre Vergangenheit auszeichnet, wurde die Bürgerbeteiligung erheblich ausgeweitet, die die Transition zur Demokratie ermöglichte. Die Ursachen für den demokratischen Wandel sind das Ergebnis langwieriger und nicht-linearer Entwicklungen in der Staatsbildung, in Wirtschaft und Kultur. Der Keim dieser besonderen politischen Kultur wurde durch „die Einrichtung des nördlichen Städtenetzes gelegt, eine in Brasilien seltene Entwicklung eines durch kleinbäuerliche und handwerkliche Produktion gekennzeichneten Gemeinschaftsraumes „ (231). Weitere Gründe für den demokratischen Wandel sieht Brose in den Leistungen der republikanischen Regierung in Rio Grande do Sul, der strikten Trennung von Kirche und Staat, der Einrichtung einer modernen öffentlichen Verwaltung sowie der Integration wirtschaftlicher Subsysteme. 1999 wurde erstmalig eine marxistische Partei gewählt, die den Sozialbewegungen den Einzug in die politischen Institutionen ermöglichte. Brose spricht hier von einer zweiten Revolution, die er „als direkte Folge der Geschehnisse 100 Jahre früher“ wertet. Die zweite Transition hat unter aktiver Einflussnahme der Zivilgesellschaft stattgefunden, es ist zur Entstehung mehrerer Sozialbewegungen gekommen, die die Demokratie dort noch heute prägen. Verschiedene Instrumente der Good Governance sind hier erstmals erprobt worden und haben eine „einmalig hohe Qualität der Demokratie im Bundesstaat“ (232) ermöglicht.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.65 | 2.22 | 2.21
Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Markus Brose: Partizipation in Brasilien. Marburg: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/28337-partizipation-in-brasilien_33359, veröffentlicht am 06.03.2008.
Buch-Nr.: 33359
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