Entgegen den Vorhersagen kosmopolitischer Stimmen ist der Nationalismus eine weltweit verbreitete, machtvolle Ideologie geblieben. Ein besonders drastisches Beispiel für die anhaltenden politischen Erfolge nationalistischer politischer Projekte ist die von Robert Mugabe und der Zimbabwe African National Union – Patriotic Front (ZANU-PF) angeführte dritte Chimurenga. Diese zutiefst rassistische Bewegung wurde vonseiten westlicher Medien überwiegend als irrationales Phänomen abgetan und für ihren totalitären Charakter und die gewaltsamen Enteignungen weißer Farmer scharf kritisiert. Ohne die Folgen der politischen Mobilisierung zu verharmlosen, versuchen die Autoren der Beiträge des Sammelbandes, die Funktionsweise des scheinbar vernunftwidrigen simbabwischen Nationalismus zu verstehen. Gestützt auf poststrukturalistische Paradigmen fragen sie nach der diskursiv-politischen Konstruktion kollektiver Identitäten und unterstreichen damit die soziale Performanz des Rhetorischen. Demnach darf der populistisch-manichäische Diskurs des ZANU-PF nicht auf eine schlichte Folgeerscheinung gegebener sozialer Missstände reduziert werden, sondern muss als ein hegemoniales Projekt verstanden werden, dem es gelungen ist, den politischen Raum in zwei antagonistische Lager zu spalten. Die Autoren zeigen, wie der Diskurs der dritten Chimurenga antikolonialistische Heldenerzählungen, rassistische Ideologeme und demokratische Forderungen nach Gleichheit und Volkssouveränität miteinander verknüpft und auf diesem Weg eine politische Ideologie hegemonialisiert, die Gewalt, Enteignung und Vertreibung als legitime und gerechte Maßnahmen erscheinen lässt. Der Band untermauert damit auf eindrucksvolle Weise den Erkenntnisgewinn poststrukturalistischer Ansätze in der Erforschung politischer Ideologien, kollektiver Identitäten und gesellschaftlicher Konfliktlinien.